Ferdinand Adolph Lange – ein sächsischer Erfinder

Ferdinand Adolph Lange gilt als Pionier in der Uhrenkonstruktion.
Eine Übersicht über seine wichtigsten Errungenschaften.

Am 18. Februar 2015 jährt sich der Geburtstag von Ferdinand Adolph Lange zum 200.
Mal. Zu den Verdiensten des in Dresden geborenen Uhrmachers gehört die Einführung
des metrischen Systems in die Uhrmacherei. Er erfand Messinstrumente, entwarf neue
Werkzeuge und entwickelte verschiedene Konstruktionen, die er zum Patent anmeldete.
All das mit dem erklärten Ziel, in Sachsen die besten Uhren der Welt zu bauen. Mit seinen
innovativen Konzepten schuf er die Grundlage für den internationalen Ruhm der Marke A.
Lange & Söhne.
Im Sommer 1851 zeigt Ferdinand Adolph Lange seine in Glashütte gefertigten Uhren
erstmals auf der Weltausstellung in London, in der Hoffnung, dafür ein internationales
Publikum zu begeistern. Der Erfolg ist gewaltig. Seine Uhren sind preiswerter und
genauer als die der Konkurrenz. Er erhält eine Medaille und einen ersten Preis. Doch er
zahlt einen hohen Preis für seine jahrelangen Mühen: Er erkrankt schwer und muss
deshalb länger als geplant in London bleiben. In dieser Zeit wird ihm klar, dass er sich in
den vergangenen Jahren aufgeopfert und damit nicht nur sein junges Unternehmen,
sondern auch seine Familie großen Risiken ausgesetzt hat.
In einem Schreiben an das Sächsische Ministerium des Innern reflektiert er über seine Leistungen:
„Mein erster und entscheidender Schritt war ein Maß zu konstruieren um mit größter
Genauigkeit jedwedes berechnete Verhältnis im kleinsten Maßstab auszuführen. Ihm
folgten meine Arbeiten über die Verhältnisse der Triebe und Stücke und der betreffenden
Maschinen, ich stellte endlich die Grundsätze fest, die den Standpunkt der Wissenschaft
entsprechend bei dem Bau der Uhren und der Konstruktion der Hemmungen zu befolgen
sind und brachte Ordnung und einen sicheren Gang, wo bisher oft nur Willkür, Vorurteil
und Widerspruch geherrscht hatten. Das sind die Früchte von zwanzig Jahren
angestrengten Denkens und Arbeitens, ein Teil deren hat praktische Anwendung in
unserer Fabrik gefunden, und macht das unsere Uhren gut sind, viel aber, wozu es nun
Zeit wäre, ist noch unausgeführt.“

 

Die wichtigsten Errungenschaften von Ferdinand Adolph Lange

 

Einführung des metrischen Systems
In seinem Skizzen- und Wanderbuch nahm Lange mühsame Berechnungen in Pariser Linien für jede einzelne Zahnradgröße vor. Nach der Rückkehr von seiner Wanderschaft entschied er sich, statt des bisher üblichen Pariser Linienmaßes konsequent das metrische System zu nutzen.

 

Präzise Messinstrumente
Werkzeuge wie dieses von Lange erfundene Zehntelmaß ermöglichten es, Dicke, Länge  und Außendurchmesser noch exakter zu bestimmen – bis auf einen Zehntelmillimeter genau. Das Messergebnis wird über einen Schenkel aus Metall auf einer bogenförmigen Skala angezeigt.

 



Dosenmikrometer

Mit der Messuhr wurden filigrane Teile gemessen, die besonders exakt sein mussten – zum Beispiel Wellen und Zapfen. Dafür wird das Bauteil zwischen die beiden Messbacken des Dosenmikrometers gespannt, welches auf einen Hundertstelmillimeter genau misst.

 

Drehstuhl
Lange führte den Uhrmacherdrehstuhl statt des althergebrachten Drehbogens ein. Mittels  Pedal konnten kreisrunde Teile wie Stifte, Triebe, Räder oder Scheiben gleichförmig in Bewegung versetzt und so besonders präzise gefertigt werden.

 

Konstruktion von Rad und Trieb
Um die Reibung zu reduzieren und damit die Abnutzung zu minimieren, berechnete und konstruierte Lange die Form der Zähne an Rädern und Trieben so, dass diese optimal aufeinander abrollten.

 

Dreiviertelplatine
Über viele Jahre hinweg entwickelte Lange die Dreiviertelplatine. Sie verbesserte die  Stabilität des Uhrwerks. Das markante Bauteil wurde zum stilprägenden Erkennungsmerkmal der Glashütter Taschenuhren und ist auch heute wieder ein wichtiger
Bestandteil der Uhren von A. Lange & Söhne.

 

Dekoration der Uhr
Lange folgte mit seinem hohen Anspruch an die von ihm gefertigten Uhren der Devise seines Lehrmeisters Gutkaes: Eine Uhr muss höchst vollendet sein, vom Einzelteil bis hin zum Gehäuse. Davon zeugen feine Gravuren, Guillochen, Schliffe und Polituren auf  seinen Taschenuhren.

 

Glashütter Ankergang
Langes Ziel, seine Uhren genauer zu machen, führte auch zur Konstruktion eines eigenen Hemmsystems, dem sogenannten „freien Ankergang“. Der Anker wurde aus einem Stück gefertigt und die geschwungenen Ankerpaletten waren verdeckt eingesetzt.

 

Kronenaufzug
Die innovative Technik löste den Aufzug mit Hilfe eines Schlüssels ab und vereinfachte ihn auf diese Weise erheblich. Wie bei dieser frühen Taschenuhr mit der
Nummer 1340, die Lange und sein Schwager Bernhard Gutkaes um 1850 fertigten.

 

Springende Sekunde
Die so genannte „seconde morte“ garantiert eine bessere Ablesbarkeit der  Sekundenanzeige. Hierfür entwickelte Lange  einen Mechanismus, der einen unabhängigen großen Sekundenzeiger aus der Mitte sekündlich springen lässt. Die Idee  des „Sekundensprungs“ wurde von seinen Söhnen weiterentwickelt und 1877 zum Patent angemeldet.

 

Pendeluhr im Stammhaus
Im Manufakturneubau von 1873 realisierte Lange eine Hausuhr mit einem neun Meter langen Pendel und einem konstanten Gang. Den Ankergang und die Hemmung des  Uhrwerks konstruierte er selbst, bei der Berechnung des Pendels unterstützte ihn sein  Sohn Richard.

 

 

 

Über A. Lange & Söhne
Der Dresdner Uhrmacher Ferdinand Adolph Lange legte mit der Gründung seiner Uhrenmanufaktur 1845 den Grundstein für die sächsische Feinuhrmacherei. Seine hochwertigen Taschenuhren sind bei Sammlern in aller Welt noch immer heiß begehrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen enteignet, und der Name
A. Lange & Söhne geriet beinahe in Vergessenheit. Im Jahr 1990 wagte Walter Lange, der Urenkel von Ferdinand Adolph Lange, den Neubeginn. Heute werden bei Lange pro Jahr nur wenige Tausend Armbanduh-ren aus Gold oder Platin hergestellt. In ihnen arbeiten ausschließlich selbst entwickelte und aufwendig von Hand dekorierte und montierte Uhrwerke. Mit mittlerweile 49 Manufakturkalibern konnte sich A. Lange & Söhne innerhalb von nur 20 Jahren eine Spitzenposition unter den besten Uhrenmarken der Welt sichern. Zu den größten Erfolgen zählen innovative Zeitmesser wie die LANGE 1 mit dem ersten Großdatum in einer Serien-armbanduhr und die ZEITWERK mit einer exakt springenden Ziffernanzeige von beispielhafter Klarheit. Beide Modelle sind mittlerweile zu Ikonen der traditionsreichen Marke geworden.

 

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