Besuch der Inhorgenta 2013: Die aktuellen Trends bei Uhren

Neben einigen kleineren, konzernunabhängigen, aber dennoch gut bekannten schweizer Uhrenmarken, von Alpina, Eterna, Fréderique Constant, über Raymond Weil bis Vulcain, waren auch wieder zahlreiche deutsche Uhrenhersteller präsent.

Der Bogen der deutschen Uhrenhersteller spannte sich von Aristo, Askania, Bruno Söhnle, Dugena, Elysee und Gardé, über Junghans, Junkers, Kienzle und Tutima bis Zeppelin.

Für das Deutsche Uhrenportal Grund genug, sich genau umzusehen und in z.T. intensiven und informativen Detailgesprächen die aktuellen Trends bei den deutschen Herstellern aufzuspüren und einen repräsentativen Querschnitt zu bilden.

Marktentwicklung

Neben der Verfeinerung und konsequenten Ausweitung bestehender Kollektionen wurden auch Bereinigungen bei diversen Modellen vorgenommen, welche den Geschmack der Uhrenliebhaber nicht oder nicht im erhofften Maße treffen. Bis auf wenige Ausnahmen war der Geschäftsverlauf in 2012 nach den zum Teil starken Zuwächsen in 2010 und 2011 von einer gewissen Beruhigung gezeichnet. Insbesondere die europäischen Märkte außerhalb Deutschlands zeigen eine durch die Euro-Schuldenkrise bestimmte mehr oder weniger ausgeprägte rezessive Tendenz, die auch in 2013 anhalten wird. Allein die vergleichsweise stabile Entwicklung in Deutschland sorgt für einen gewissen Ausgleich.

Unternehmen, welche auch außerhalb Europas, d.h. vornehmlich in den USA sowie den BRIC-Staaten, also Asien, mit Indien und China, aber auch Russland aktiv sind, konnten hingegen weitere stabile Zuwächse verzeichnen.

Dabei teilt sich der Umsatz auf in Uhren bis etwa 500 EUR und solche über 1.500 EUR. Dazwischen wird es immer schwieriger, einen Käufer zu finden. Diese Teilung korrespondiert auch mit der Technologie der Uhren. Dominieren im unteren Preissegment Uhren mit Quartzwerk, so verschiebt sich – entsprechend der Kundenerwartung – das Bild im oberen Preissegment hin zur hochwertigen Mechanik.

Werke

War es bis vor wenigen Jahren auch für kleinere Hersteller kein Problem, sich auf dem Markt mit qualitativ hochwertigen, gleichzeitig aber bezahlbaren mechanischen Uhrwerken aus Schweizer Produktion zu versorgen, macht sich die Politik der Verknappung durch die Swatch Group bereits deutlich bemerkbar. Zahlreiche Hersteller rechnen in naher Zukunft mit spürbaren Versorgungsengpässen. Dies wird die Preisentwicklung zusätzlich befeuern. Alternativanbieter wie Selitta oder SOPROD können die ein oder andere Lücke zwar schließen, sind jedoch aktuell noch weit davon entfernt, das komplette Produktportfolio der ETA abbilden zu können und müssen z.T. mit deutlich Preisaufschlägen aufwarten, um die neuen Werkzeugsätze, welche bei der ETA aufgrund der langen Laufzeit längst abbezahlt sind, zu amortisieren und gleichzeitig auch noch Gewinne zu erwirtschaften, die für weitere Investitionen benötigt werden.

Verkaufsplattformen

Neben diesen durch die Swatch Group verursachten Effekten, gibt es aber auch eine Reihe anderer, durch den Kunden forcierte Veränderungen und Trends. Das Kaufverhalten, insbesondere jüngerer Zielgruppen, wird mehr und mehr durch Angebote im Internet bestimmt. Hier gewinnt der an Boden, der seine Produkte professionell präsentiert und über entsprechende Verkaufsplattformen zum Kunden bringt. Hierbei spielen auch die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter eine immer wichtigere und nicht zu unterschätzende Rolle. Der reifere Kunde, aber auch jener, der etwas tiefer in die Tasche greift, möchte hingegen nach wie vor den Fachhändler vor Ort um seine Dienste bemüht wissen.

Farben und Designs

Aber auch die Erwartungen des Kunden an die Uhr selbst verändern sich. Neben modernen und frischen Farben kommen insbesondere bei Damen auch dezente Pastelltöne gut an. Bei den männlichen Käufern ist hingegen ein klarer Trend zu Schwarz auszumachen. Schwarze PVD oder gar aufwendig im DLC-Verfahren beschichtete Gehäuse, kombiniert mit schwarzen Metall- oder – wieder ganz aktuell – Kautschukbändern sind bei zahlreichen Anbietern in allen Preisklassen anzutreffen.

Hersteller, welche bislang hauptsächlich ihre männlichen Kunden im Fokus hatten, entdecken nun auch vermehrt die weiblichen Kundinnen und zeigen auf der Inhorgenta zahlreiche neue, sehr ansprechende Modelle. Einen interessanten Ansatz stellen aber auch die Unisex Modelle dar, die von beiden Geschlechtern gleichermaßen getragen werden können. Dies trägt zum einen dem Trend Rechnung, dass Mann wieder etwas kleinere und elegantere Uhren trägt und Frau nach wie vor größere Modelle bevorzugt; so haben beide etwas davon. Die Gehäusedurchmesser bewegen sich dabei zwischen 35 und 38 mm.

Neben der klassischen runden Gehäuseform werden aber auch immer wieder Formgehäuse präsentiert, die auch heute noch einen zwar kleinen aber dafür auf Individualität bedachten Käuferkreis ansprechen.

Eine Reihe von Hersteller bemüht bei der Vorstellung neuen Modelle auch intensiv die eigene Geschichte. Z.T. wird die Formensprache der 60er und 70er Jahre wieder aufgegriffen und in neue Modelle überführt, oder historische Ereignisse werden zum Anlass genommen, diesen das ein oder anderen Modell zu widmen.

Aristo-Vollmer

Neben der bereits bekannten und im Handel eingeführten Kollektion der Carbon-Uhren werden auch die Materialen Titan und Stahl z.T. neu interpretiert. Hier einige Beispiele.

Die Jubiläumsuhr, anlässlich des 90 jährigen Bestehens der Firma Aristo-Vollmer.

Eine Remineszenz vergangener Tage: Die Messerschmitt Uhr, gewidmet dem legendären Kabinenroller, in frischen, wieder trendigen Farben.

Einen Leckerbissen für Individualisten stellt Aristo mit der neuen im quadratischen Formgehäuse gezeichneten Uhr vor. Als Antrieb findet ein SW200 von Selitta Verwendung. Zur Inhorgenta wurde uns ein erstes, nur  wenige Stunden vor Messebeginn montiertes, Vorserienmodell präsentiert.

Bruno-Söhnle

Bei Bruno-Söhnle dominieren die Quartzmodelle in ansprechenden und modischen Designs. Neben Stahlgehäusen stehen auch solche mit Keramikapplikationen und -bändern im Kurs.


Bei der Mechaniklinie sticht das mit hauseigenem Manufakturkaliber und klassischer Glashütter 3/4 Platine versehene Handaufzugsmodell hervor.

Dugena

Der zur Nova Tempora Gruppe gehörende Hersteller bietet unter der Bezeichnung Dugena Premium eine vergleichsweise kleine Auswahl an in Deutschland gefertigten Mechanik-Modelle an. Verwendung findet das in Japan von Miyota gefertigte Automatik-Kaliber 9015. Das Werk selbst stellt eine moderne, flach bauende Konstruktion dar und hat seine zuverlässige Funktion bereits bei anderen Herstellern – wie z.B. Junkers – unter Beweis gestellt, wo es erfolgreich in großen Stückzahlen eingesetzt wird.

Elysee

Elysee ist eine jener Firmen, die sich aktuell im Umbruch befinden. Wurden bis in die jüngere Vergangenheit Uhren vermarktet, die zumeist in Fernost produziert wurden, so ist Elysee dabei, diese Modelle mehr und mehr durch in Deutschland, sprich am Stammsitz in Düsseldorf gefertigte Modelle zu ersetzen.

Als Hauptgrund nennt Elysee die bis auf wenige Ausnahmen stark schwankende und damit unbefriedigende Qualität der in China gefertigten mechanischen Werke. Als Ersatz werden die in Deutschland montierten Automatikmodelle mit Werken des Kalibers 8215 von Miyota bestückt. Im Quartzbereich werden die bewährten Werke von Miyota und RONDA, nur in kleinerem Umfang solche von ISA eingesetzt.

Für die Top-Modelle greift Elysee auf Schweizer Mechanik-Werke zurück, so z.B. bei der Edition Jochen Mass, wo ein ETA/Valjoux 7750 Verwendung findet.

Gardé

Gardé bietet ein breites Spektrum an Uhren unterschiedlichster Couleur.

Vom einfachen Mechanik-Wecker für Freunde von Uhren vergangener Tage über zahlreiche Quartz- und Mechank-Modelle bis zu der nach wie vor einzigartigen taktilen Blinden-Uhr.

Junghans

Junghans wirbt mit dem Slogan „die deutsche Uhr“ und unterstreicht dies durch die in Schramberg weiter gesteigerte Wertschöpfungstiefe. Nicht nur der Rückkauf der ehemaligen Junghans Gebäude durch die Investorenfamilie Steim, sondern auch die Rückführung der kompletten Fertigung und Montage der Werke für Funk- und Solaruhren nach Schramberg, sind starke Signale.

Auch die auf nunmehr 120 Mitarbeiter angewachsene Belegschaft, bei einem Umsatz von rund 22 Mio. EUR stellen ein solides Rückgrat dar.

Die Modellstrategie von Junghans fußt damit im wesentlichen auf drei Säulen. Quartz-, Funk-/Solar- und Mechanikmodelle.

Die aktuellen Quartzmodelle zur Erinnerung an die Olympischen Spiele 1972 in München, bei denen Junghans offizieller Zeitnehmer war.

Aus der gleichen Serie 1972, das Modell Mega Solar.

Die erfolgreiche Max Bill Serie hier im Medium-Gehäuse für die Damenwelt.

Etwa 60% des Umsatzes entfällt auf die Mechanik. Diesen Sektor baut Junghans mit attraktiven neuen Modellen der Meisterserie konsequent aus. Auf der Werkeseite kommt, statt dem immer problematischer zur erhaltenden ETA 2824, nun auch verstärkt das Kaliber A10 von SOPROD zum Einsatz.

Der elegante Meister Chronometer, ausgestattet mit dem aufwendig veredelten SOPROD A10.

Die Junghans Meister mit erweitertem Kalendarium und Mondphasenanzeige.

Junkers /  Zeppelin

Bei Junkers und Zeppelin wird ein ganzes Feuerwerk an neuen Modellen gezündet.

Den Anfang macht die neue, sehr trendige Linie Night Cruise mit schwarzen Gehäusen und topmodernen Kautschukbändern. Im Fokus für 2013 stehen bei Junkers und Zeppelin aber eindeutig die weiblichen Kunden.

Neben der Erweiterung der sehr erfolgreichen Junkers Bauhauslinie um etwas verspielter wirkende Damenmodelle durch auf dem Zifferblatt aufgesetzte Swarovsky-Kristalle, ist das absolute Highlight eine neue völlig neue Zeppelin Damenkollektion mit Zifferblättern aus echtem Porzellan.

Aber damit nicht genug. Die Damenwelt erhält zur Auswahl zusätzlich die Modellreihe Viktoria Luise, mit auf dem Zifferblatt gedruckten filigranen Spitzenornamenten.

Zurück zu den Herrenmodellen. Als Top-Modell wurde die neue Junkers Eurofighter bei der von der FliegerRevue ausgetragenen Uhrenwahl von insgesamt 36 Modellen mit dem ersten Platz belegt.

Herzlichen Glückwunsch zu dieser herausragenden Leistung.

Kienzle

Die wechselvolle Geschichte der Marke Kienzle als einstige bedeutsame deutsche Uhrenmarke wird aktuell von einem neuen Anlauf gezeichnet, eine in Deutschland produzierte Mechanik-Kollektion (Made in Germany) auf dem Markt zu platzieren. Der Firmensitz wurde indes nach Meggen in die Schweiz verlegt. Die Deutschland Zentrale befindet sich weiterhin in Hamburg. Die auf der Inhorgenta gezeigten Modelle greifen fast durchweg Vorbilder aus der frühen Kienzle-Geschichte auf und werden neu interpretiert. Der Auftritt darf als gelungen bezeichnet werden, das Design ist stimmig.

Was uns dennoch etwas unsicher in der Einschätzung werden lässt, sind die verwendeten Werke. Diese dürften, soweit ein erster Blick durch den Glasboden dies ermöglichte, aus fernöstlicher Produktion stammen. Welchen Ursprungs die optisch etwas grob wirkenden Werke tatsächlich sind, wollte uns Kienzle auf Nachfrage jedoch nicht verraten.

Tutima

Tutima präsentiert in München die bekannte Sport- und Fliegeruhrenkollektion, die auch weiterhin als stabile Säule der Geschäftsentwicklung fungieren soll und wird.

Parallel dazu ist Tutima dabei, den alten und gleichzeitig neuen Standort Glashütte, aus dem Tutima einst hervorgegangen ist, mit einer neuen Modellreihe für sich zu nutzen. Einen Vorgeschmack hat Tutima der interessierten Öffentlichkeit mit der Präsentation der auf insgesamt 25 Exemplaren limitierten hochkomplexen Minutenrepetition bereits gegeben. Zu diesem Themenkomplex werden wir in Kürze auf der Baselworld, wo Tutima sich in neuem Outfit präsentieren wird, mehr erfahren. Wir dürfen gespannt sein.

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