Besuch der Manufaktur von Glashütte Original

Anlässlich des GlashütterMusikfestspielPreises lud die Uhrenmanufaktur Glashütte Original zu Besichtigung nach Dresden (Boutique) und Glashütte (Manufaktur) ein.

Die Boutique besichtigten wir bereits am Vortag ( Blogbeitrag), nun waren wir gespannt auf den Besuch in der  Manufaktur.

Der von der GUB übernommene Gebäudekomplex weist bereits alle Merkmale eines modernen Industriekomplexes auf, wurde aber, trotz Modernisierungs- und Umbaumassnahmen in den Jahren 2001 und 2003, mit der Zeit einfach zu eng.

Aufgrund Platzmangels im Bereich der Produktion, kam es gelegentlich schon zu Engpässen in der Fertigung.
Von Februar 2013 bis zum März 2014 wurde in der Manufaktur dann vieles umgebaut, so wurden durch das Auflösen von Ruheräumen in den einzelnen Abteilungen, zugunsten einer großen Mitarbeiterkantine im Obergeschoß in den jeweiligen Abteilungen Platz gewonnen.

In den handarbeitsintensiven Bereichen konnte so die Fläche um rund 100% vergrößert werden.

Die Produktion konnte trotz der reichen Umbauarbeiten fortgeführt werden; ein nicht gaz einfaches logistisches Vorhaben, welches auch von den ca 450 Mitarbeiter am Standort Glashütte ein hohes Maß an Engagement abverlangte.

Der überdachte und von oben belichtete Innenhof kann nicht nur als Atrium, z.B. für Veranstaltungen, genutzt werden, sondern sorgt auch für ausreichend Licht an den innenliegenden Arbeitsplätzen.

Unser Rundgang beginnt in der im Erdgeschoß befindlichen Einzelteilfertigung.

Glashütte Original verfügt über sämtliche zur Herstellung selbst filigranster Einzelteile erforderliche Technologien, dazu zählen neben hochpräzisen CNC Bearbeitungszentren, sogenannte Langdrehautomaten (z.B. zur Herstellung von Schrauben) aber auch Drahterodiermaschinen modernster Bauart. Damit erzielt Glashütte Original nach eigenen Angaben eine Fertigungstiefe beim Uhrwerk von 95% .
Gehäuse und Zeiger werden von externen Lieferanten bezogen, nicht so die Zifferblätter, diese stammen von einem hauseigenen Tochterbetrieb in Pforzheim.

 



Bilder: Drahterodiermaschine

 


Bild: CNC – Bearbeitungszentrum


Bild: Langdrehautomat, z.B. zur Herstellung von Schrauben

Neben der beschriebenen Einzelteilfertigung erwartet der anspruchsvolle Uhrenliebhaber aber auch eine aufwendige Veredelung der Einzelteile, um den funktional zum Teil sehr komplexen Werken auch ein ebenbürtiges Erscheinungsbild mit auf den Weg zu geben.

Dazu sind eine ganze Reihe von Einzelschritten erforderlich. Diese beginnen mit dem Brechen der Kanten, dem sogenannten Anglieren, setzen sich fort im Schleifen bzw. Polieren der Oberflächen.

Ein besonderes, der traditionellen Uhrmacherkunst entsprechendes Verfahren, ist die „Zinnflachpolitur“

.


Bilder: Zinnflachpolitur

Dazu wird auf einem massiven Barren aus polierten Zinn feinste Polierpaste, die sogenannte Diamantine, aufgetragen und das Werkstück dann sorgfältigst per Hand bearbeitet. Die Teile erhalten dadurch ihren einzigartigen Glanz.
Keine Maschine vermag es, eine Oberfläche in dieser Güte herzustellen.

 


Bilder: Papierpolitur

Daneben finden die bekannten Perlierungen, Streifen – und Sonnenschliffe ihre Anwendung.

Ein besonderes Highlight stellte das bekannte thermische Bläuen der Schrauben dar.  Hier durften wir einmal selbst Hand anlegen und feststellen, wie schwierig es ist, genau den richtigen Moment abzupassen, den Vorgang zu stoppen.



Bilder: Thermisches Bläuen der Schrauben

Neben den beschriebenen Verfahren besitzt Glashütte Original auch eine aufwendige hauseigene Galvanik. Hier können unterschiedlichste Oberflächen auf die Platinen und Einzelteile je nach Bedarf aufgebracht werden.

Durch den Einsatz lithografischer Methoden können zum Beispiel Schriftzüge in einer anderen Farbe als die der Umgebung wiedergegeben werden.


Bild: Abdecken der Schriftzüge zur Vorbereitung der galvanischen Oberflächenbeschichtung

Als nächsten Schritt in der Wertschöpfungspyramide werden einzelne Baugruppen vormontiert, dazu zählt zum Beispiel das Einpressen der Lagersteine, das Setzen der Unruhspirale und Montieren der Hemmungsbaugruppe.


Bild: Dreiviertelplatine mit bereits eingesetzten Chatons


Bild: Gravierter Unruhkloben mit traditioneller Schraubenunruh und Schwanenhalsfeinregulierung

Bei Glashütte Orginal erfolgt die Endmontage der Werke und Uhren unter Reinraumbedingungen. Dazu mussten wir zunächst eine Schleuse betreten und erst nachdem wir entsprechende Schutzkleidung übergezogen hatten, durften wir den Montagebereich betreten.

Die Uhrwerksmontage ist so organisiert, dass Standarduhrwerke jeweils in kleinere Gruppen montiert werden, solche mit mehreren Komplikationen jedoch immer in der Verantwortung eines einzelnen Uhrmachermeisters liegen. Die Durchlaufzeit eines hochkomplexen Uhrwerks kann so bis zu mehrere Monate betragen.


Bilder: Werkemontage


Bild: Werk des auf 25 Stück limitierten Grande Cosmopolite Tourbillon

 

Uns fiel besonders positiv auf, dass die Mitarbeiter sehr freundlich und aufgeschlossen waren, die gestellten Fragen wurden mit großer Offenheit und Begeisterung beantwortet.

Bild: Das Doppel-G- Logo

Eine unserer Fragen war die nach der Grafik des charakteristischem Doppel-G Logo´s. Es gibt wohl einige Interpretationen für dessen Bedeutung.
Das eine „G“ bilickt in die Vergangenheit, Es blickt auf die Geschichte und Tradition, das zweite „G“ blickt in die Zukunft, das Kreative und Innovative.

Beeindruckend ist neben der Beherrschung aller wichtigen Technologien das breite Produktportfolio, durch welches die hohe Kompetenz im traditionellen, wie auch modernen Uhrenbau unterstrichen wird. Glashütte Original zählt damit ohne jeden Zweifel zum weltweit kleinen und exklusiven Kreis der absoluten TOP Premium-Marken.

 

 

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