Die Schweizer Nationalbank hebt die Bindung des Schweizer Franken an den EURO auf. Welche Auswirkungen ergeben sich für die Uhrenindustrie?

Ein mehr als denkwürdiger Tag, dieser Donnerstag, der 15.01.2015. Ein Tag, der in die Geschichtsbücher eingehen könnte.

Ein heftiger Tsunami, so die spontane Reaktion von Nick Hayek, dem Chef der Swatch-Group, erschüttert die Finanzwelt, als die Schweizer Nationalbank den Wechselkurs des Franken zum EURO freigibt.

Die Experten zeigen sich in den öffentlichen Medien erschüttert und überrascht. Dr. Thomas Jordan, der Präsident der Schweizer Nationalbank, wird von allen Seiten heftig kritisiert. Allen voran die Management-Elite der Schweizer Uhrenindustrie, was in gewisser Weise auch verständlich ist. Besorgt sind auch die vielen deutschen Hersteller hochwertiger Uhren, die von Zulieferung aus der Schweiz abhängig sind.

Nur, was nicht verständlich ist, dass alle so tun, als konnte man dies nicht vorhersehen. Was machen all diese hochbezahlten Herren und ihre Gremien eigentlich den ganzen Tag? Sind sie vorrangig immer noch damit beschäftigt, sich im eigenen Erfolg zu sonnen, oder werfen Sie auch mal einen Blick nach links und rechts und sollten dann doch schnell und klar erkennen, dass die Party eigentlich schon zu Ende ist, auf der sie immer noch feiern. Nicht durch die Entscheidung der Schweizer Nationalbank, namentlich festgemacht an Herrn Jordan, ist das ganze Schlamassel entstanden, nein, die Ursachen liegen ganz woanders und sollten eigentlich bekannt sein.

Es ist die Finanz-, Schulden- und damit EURO-Krise, die uns spätestens seit 2008 beschäftigt und klar gemacht hat, wo wir wirklich stehen, nämlich auf extrem dünnem Eis. Nur eine Lösung hat bislang niemand auf den Weg gebracht. Fast alle haben munter weitergemacht, nämlich Schulden und sich an der Sonderkonjunktur in Fernost erfreut, die geholfen hat, die schwerwiegenden und ungelösten Probleme zu Hause zu kaschieren. Statt dies als vorübergehenden (siehe Antikorruptionsgesetze in China) Sondereffekt zu nutzen, um wertvolle Zeit zur Entwicklung wirklich nachhaltiger und robuster Lösungen zu gewinnen, wurde dies als neue Normalität eingepreist. Die Renditen stimmten ja und wuchsen stetig an. Oh, wie schön. Lean back and relax, schien das Motto zu heißen.

Spätestens seit der Griechenland Misere wurde doch der ganze Wahnsinn um den Erhalt des EURO selbst für den Mann oder die Frau auf der Straße offensichtlich. Schulden werden nicht getilgt, nein es werden munter neue gemacht und es wird nur noch über mögliche Schuldenerlasse diskutiert. Ein Teufelskreis!

Der harte Schweizer Franken und die vergleichsweise stabile Schweizer Ökonomie konnte sich diesem Wahnsinn nicht völlig entziehen. Also steuerte die SNB dagegen und fror den Kurs des Franken gegen den EURO vor 3 Jahren kurzerhand erst einmal künstlich auf 1,20 ein. Der Preis hierfür? Es mussten riesige Mengen EURO gekauft und damit die Bilanzsummen aufgebläht werden, was bekanntlich auf Dauer nicht gesund ist.

Als nun Herr Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, auf die glorreiche Idee kam, die Inflation anzuheizen, um die nicht mehr bedienbaren Schulden einfach weg zu inflationieren und das vorrangig dadurch erreichen will, Staatsanleihen maroder Staaten aufzukaufen, also im Klartext einfach Geld druckt, blieb der SNB doch gar nichts mehr anderes mehr übrig, als den NOT-AUS Knopf zu drücken. Oder will sich die Schweiz den Diktaten aus Brüssel und Washington bedingungslos unterordnen? Wohl kaum! Die Frage ist doch nicht, ob dieser Schritt kommen musste, die Frage war nur noch, wann er kommen würde. Dummerweise läuft Herrn Draghi und seinen treuen Gefolgsleuten jetzt noch der niedrige Ölpreis dagegen.

Und darauf kann sich ein verantwortungsvoll und mit Weitsicht operierender Unternehmer, der die Geschehnisse um ihn herum im Blick hat, rechtzeitig einstellen. Es stellt sich dann die Frage, wie weit er sich auf´s ohnehin schon dünne Eis noch hinaus begibt und wo einfach Schluss und damit der Umkehrpunkt erreicht ist. Da ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.

Die von der SNB getroffene Entscheidung mag für den ein oder anderen schmerzhaft oder zumindest unangenehm sein, in der Sache ist sie dennoch absolut richtig. Nicht zuletzt auch, um dem Flohzirkus in Brüssel, in Berlin und wo er derzeit sonst noch überall seine Anhänger sucht und findet, klar und deutlich zu zeigen und zu sagen: Bitte ohne uns, da können und wollen wir nicht mehr mitmachen.

Manchmal ist ein Ende mit Schrecken eben besser als ein Schrecken ohne Ende.

Der EURO-Wahnsinn und die damit verbundene Geldvernichtung geht auf alle Fälle in die nächste Runde und damit bis auf weiteres ungebremst weiter. Daraus ergibt sich aber wiederum die Chance, diesen immer wert- und sinnloser werdenden EURO in seiner bestehenden Form in harte und wertbeständige Sachanlagen zu tauschen und das sollte zumindest wieder für einen gewissen Optimismus in der Branche sorgen. Und da der US-Dollar gegenüber dem Euro ebenfalls kräftig aufwertet, relativieren sich die Probleme zumindest dort schon wieder etwas.

Also Luft holen, den Blick nach vorne richten und vielleicht auch den Anspruch an die kräftig gewachsenen Renditeziele kritisch überprüfen, um die Kunden, die letztlich die Rechnung bezahlen sollen, nicht vor den Kopf zu stoßen. Da ist gerade jetzt Unternehmertum und viel Fingerspitzengefühl gefordert.

 

Der Autor:
Herr Dipl.-Ing. (FH) Patrick Weigert ist als Geschäftsführer einer Unternehmensberatungsgesellschaft überwiegend für die deutsche Automobilindustrie tätig und beobachtet und analysiert als Mitbegründer und Gesellschafter beim Deutschen Uhrenportal auch die Entwicklungen auf dem Sektor für hochwertige mechanische Uhren.

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