Besuch der Uhrenmanufaktur Alexander Shorokhoff

Uhren aus der Manufaktur Alexander Shorokoff fallen auf. Entweder sie sind nach berühmten russischen Persönlichkeiten benannt und tragen dennoch die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ oder sie stechen über ihr außergewöhnliches Design ins Auge und heben sich damit vom Mainstream ab. In beiden Fällen steckt als kreativer Kopf und Motor der kleinen, im bayerischen Alzenau beheimateten Uhrenmanufaktur, Alexander Shorokov als Gründer und Inhaber dahinter.

Herr Shorokov stammt aus Russland, lebt und arbeitet aber seit nunmehr 24 Jahren in Alzenau. Er ist Geschäftsmann, Designer und Uhrenproduzent. Anfang Februar 2015 sollte es nun mit einem Besuch bei der kleinen und feinen Uhrenmanufaktur klappen.

Die Alexander Shorokhoff Uhrenmanufaktur befindet sich im Ortskern von Alzenau, eine rund 20.000 Einwohner zählende Stadt im Norden des unterfränkischen Landkreises Aschaffenburg.

Im Jahr 2016 feiert die Stadt Alzenau ihre 200jährige Zugehörigkeit zu Bayern. Anlässlich dieser Feierlichkeit entwarf und baut die Alexander Shorokhoff Uhrenmanufaktur jeweils eine Damen- und Herrenuhr. Bereits 2011 feierte Alzenau sein seit 600 Jahren währendes Burg-und Stadtrecht; auch zu diesem Anlass gab es limitierte Exemplare aus der Uhrenmanufaktur. Mit dem Erlös aus dem Verkauf dieser Uhren, förderte Herr Shorokhov ein überaus spannendes Projekt: Er finanzierte damit ein deutsch-russisches Schüler-Austausch-Programm zwischen dem Gymnasium in Alzenau und einer Schule in Moskau.

 

In der Manufaktur stellt uns Herr Shorokhov seine drei Säulen der Uhrenkollektionen vor:

Die „HERITAGE-Kollektion“:
Die großen Künstler Russlands inspirierten Alexander Shorokhov zur Entwicklung dieser Kollektion mit Modellen wie die „Peter Tschaikowski“, „Leo Tolstoi“ oder „Fedor Dostojevsky“.


Bilder: Kollektion HERITAGE, Modell „Fedor Dostojevsky“

Die Kollektion „VINTAGE“:
Diese wird nur über die eigene Boutique zum Kauf angeboten. Neben dem unverwechselbaren Design sind die mechanischen Werke dieser Modelle etwas Besonderes, denn sie werden nicht mehr produziert und existieren weltweit nur noch in kleiner Zahl. Die Limitierung der Modelle erfolgt über die Zahl der noch verfügbaren Werke, so zum Beispiel das Basiskaliber Poljot 3133, welches ursprünglich auf dem legendären Valjoux 7734 basiert. Es werden aber auch schweizerische Werke, zum Beispiel Handaufzug 2461 von Langendorf verwendet.


Bilder: Kollektion VINTAGE , Modell „Karo

Die Kollektion „AVANTGARDE“:
Diese Kollektion ist die jüngste Kreation der Alexander Shorokhoff Uhrenmanufaktur und setzt ganz auf Design. In Anlehnung an den russischen Suprematismus provozieren „Miss Avantgarde“, „Watch Dandy“, „New Planet“ und „Blue Royal“ mit außergewöhnlichen Gestaltungselementen in einer ganz ungewohnten Kombination von Form und Farbe. Die AVANTGARDE Modelle sind Uhren für Individualisten, die ein modernes, unabhängiges Lebensgefühl zum Ausdruck bringen möchten.


Bild: Kollektion AVANTGARDE, Modell „Miss Avantgarde“

Und genau mit dieser Kollektion scheint Herr Shorokhov ins Schwarze getroffen zu haben; hier hat er die Möglichkeit seine Kreativität voll auszuleben.

Seine Augen leuchten, wenn er von Kunst und Design spricht. Er erzählte uns, dass er beim Entwerfen seiner Modelle oft schon das fertige Objekt vor sich sieht, mit seinen Proportionen, Farben und anderen Details, ähnlich einem Koch, welcher die Gewürze seiner Rezeptur schon vor dem Kochen auf der Zunge schmeckt.
Herr Shorokhov spricht über „Zeitmesser als Kunstobjekt“, genauer gesagt von „Kunst am Handgelenk“.
Die Richtung Kunst am Handgelenk – Art on the Wrist – ist für jede Säule der Uhrenkollektion wichtig, jede Linie hat kunstvoll gravierte Werke und ein aussergewöhnliches Design.
Man kann deshalb die Uhren der ALEXANDER SHOROKHOFF UHRENMANUFAKTUR von allen Seiten als Kunstobjekte betrachten.

Sein Ziel ist es, Uhren zu schaffen, welche ein Hingucker, ein Eyecatcher sind – und zwar für jeden, nicht nur für den Kunst-und Designinteressierten. Er möchte mit seinen Uhren „Kunstwerke“ schaffen, welche nicht nur „mitschwimmen“ sondern etwas ganz Besonderes sind, das Gesicht in der Menge.

Die Kunst am Handgelenk soll zum Nachdenken anregen, sie soll etwas für mutige und selbstbewusste Menschen sein. Ziel ist es, dem weitgehend uniformen Uhrenmarkt einzigartige, provokante und avantgardistische Modelle entgegenzusetzen, die etablierten Grundsätze der Uhrengestaltung in Frage stellen und das Lebensgefühl selbstbewusster, unabhängiger, moderner und aktiver Persönlichkeiten zum Ausdruck bringen.

Die Uhren der Alexander Shorokhoff Uhrenmanufaktur erhalten nicht nur Auszeichnungen bei Uhrenwahlen, zuletzt Platz fünf für das Modell  „Miss Avantgarde“ bei der Viennatime 2014, sondern auch Auszeichnungen für Kunst- und Design.
Vom German Design Council, dem Deutschen Rat für Formgebung, war das Modell „Miss Avantgarde“ Nominee des Jahres 2014. Das Modell „Babylonian“ wurde von der gleichen Institution für den Deutschen Designpreis 2015 nominiert.


Bild: Kollektion AVANTGARDE, Modell „Babylonian“

Nach diesem überaus interessanten und informativen Gespräch, in welchen wir in die Philosophie des Hauses eintauchen konnten, begaben wir uns auf einen Rundgang durch die Manufaktur.

Die von der Manufaktur eingekauften Uhrwerke werden zunächst auf einwandfreie Funktion geprüft, bevor weitere Schritte folgen. Nur einwandfreie Werke werden zur Weiterverarbeitung freigegeben. Entsprechen diese den Anforderungen, werden sie im Anschluss zunächst in ihre Bestandteile zerlegt und gereinigt.

Nun durchlaufen die einzelnen Bestandteile verschiedene Stationen. Die Brücken und Kloben werden durch aufwendige Schliffe und Gravuren veredelt, die Oberflächen galvanisch vergütet und die Schrauben thermisch gebläut. Der hauseigene Graveur benötigt oft viele Stunden, manchmal sogar Tage, um aus dem kühlen Metall der Uhrwerksteile deren„Seele“ herauszuholen. Auch einzelne in der Manufaktur entwickelte Module werden vor Ort montiert. Dadurch wird jede Alexander Shorokhoff Uhr zu einem Unikat.

Nachdem alle Teile graviert, veredelt und nochmals gereinigt wurden, beginnt die Montage.

In der Manufaktur sind fünf Uhrmachermeister beschäftigt. Das Prinzip der ALEXANDER SHOROKHOFF UHRENMANUFAKTUR ist „One Man, One Watch“: Für alle Arbeitsschritte ist jeweils ein Uhrmachermeister verantwortlich. Er begleitet den Herstellungsprozess vom Anfang bis zur Endmontage.

Ist das Werk montiert und reguliert, wird es drei Tage geprüft, bevor es in das Gehäuse eingeschalt wird.

Die tägliche Gangabweichung darf maximal 10 Sekunden im Minus und 15 Sekunden im Plus betragen.

Gehäuse, Zifferblätter und Zeiger bezieht die Manufaktur nach ihren Vorgaben von namhaften Zulieferanten. Nach sorgfältiger Qualitätsprüfung aller Komponenten folgt die Endmontage der Uhr.

Nach dem Einschalen und Einregulieren durchläuft jede Uhr eine mindestens 20-tägige Testphase. Abschließend wird nochmals die Wasserdichtigkeit und die Ganggenauigkeit überprüft.

Nach dieser Testphase werden alle wichtigen Daten in einem Zertifikat festgehalten. Diese umfassen die Gangabweichung, die Amplitude sowie das Ergebnis der Wasserdichtigkeitsprüfung; zudem findet sich in diesem Zertifikat auch die Unterschrift des verantwortlichen Uhrmachers.

Nach der Besichtigung der Manufaktur bekamen wir noch einige Modelle vorgestellt, darunter auch Neuheiten, welche vom 18. bis 22. März 2015 im Hadid Pavillon in Weil am Rhein erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Als Neuigkeit wurde uns u.a. das „Modell Equa“ vorgestellt. Die Tag- und Nachtgleiche am Äquator, die für den Beginn von Frühling und Herbst steht, wird künstlerisch interpretiert in zwei Halbringen auf dem Zifferblatt, die für jeweils zwölf Stunden stehen. Der obere Ring, in leuchtenden Orange gehalten, symbolisiert Hitze und Glut, und das warme Blau des unteren Ringes spielt auf die lauen Äquatornächte an. Beide Ringe umschließen – wie der Äquator – den Ozean, der im Zifferblatt mit schimmerndem Perlmutt angedeutet ist.


Kollektion AVANTGARDE, „Modell Equa“

Die 43,5 mm große Equa hat ein 24-Stunden-Automatik-Werk von Vostok, das in der Manufaktur vollständig zerlegt und veredelt wird. Die Handgravierungen kommen unter dem rückseitigen Saphirglas in ihrer ganzen Schönheit zum Vorschein.

Das Modell „Arabian Pearls“ mit stilisierter Ornamentik, appliziert auf schwarzem Grund: Der feine Diamantstaub auf den Ornamenten aus Edelstahl unterstreicht den luxuriösen und einzigartigen Charakter dieser Automatikuhr, mit handgravierter Schwungmasse, gebläuten Schrauben und gewölbtem Saphirglas.

Sie ist mit Kalbslederband oder wahlweise Milanaiseband erhältlich.

Ebenfalls sehr schön das überarbeitete Modell  „Fedor Dostojevsky Chronograph“, aus der HERITAGE Kollektion. Die Konstruktion des Gehäuses wurde weiter perfektioniert und verfeinert, die Gehäusefüßchen werden jetzt als separate Teile gefertigt und von innen an das Gehäuse geschraubt.

Eine komplizierte Hebelkonstruktion der Drücker erlaubt es, sie in vertikaler Position am Gehäuse anzuordnen und zu betätigen.

Unter den Uhrenträgern werden die Individualisten in aller Welt bei Alexander Shorokhoff fündig. Mit großem Erfolg werden die exklusiven Uhren in entfernten Märkten im asiatisch-pazifischen Raum vertrieben, aber auch vermehrt nach Nord- und Südamerika. In Deutschland ist noch Potenzial vorhanden. Der Fachhandel, stark von den großen Konzernmarken gesteuert, hat hierzulande einen wohl geringeren Spielraum. Aber auch hier beginnen sich mittlerweile immer mehr Türen zu öffnen.

Wir wünschen Herrn Shorokov und seinem Team weiterhin gute Ideen, die entsprechende Kreativität und viel Erfolg!

 

Die Autorin:
Frau Martina Weigert ist als freie Journalisten tätig und beobachtet und analysiert als Gründerin und Gesellschafterin beim Deutschen Uhrenportal die Entwicklungen bei hochwertigen Uhren sowie allgemeine Trends im Bereich der Luxusgüter.

 

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