Walter Lange ist von uns gegangen. Ein Nachruf

Walter Lange von der Uhrenmanufaktur Lange und Söhne vor der Büste von Ferdinand Adolph Lange in Glashütte.

Walter Lange, er war es, der nach der Wende den Namen Glashütte als den Standort in Deutschland für Uhrmacherei in höchster Vollendung wiederbelebte und in die ganze Welt hinaus trug. Nun ist er im Alter von 92 Jahren für immer von uns gegangen.

Walter Lange

Gegründet wurde die Uhrenmanufaktur A.Lange & Söhne in Glashütte am 7. Dezember 1845 ursprünglich durch den sächsischen Meisteruhrmacher Ferdinand Adolph Lange, dem Urgroßvater von Walter Lange. In einem frühen Beispiel von staatlicher Strukturpolitik erhielt F.A. Lange für die Firmengründung und zur Ausbildung von 15 Lehrlingen im strukturschwachen Glashütte bei Dresden finanzielle Unterstützung vom königlich-sächsischen Innenministeriums in Form eines Kredits.

Die Auszubildenden, so die Idee F.A. Langes, sollten sich später selbstständig machen und als spezialisierte Zulieferer dienen. So sollte eine Keimzelle für die deutsche Uhrenindustrie nach Schweizer Vorbild entstehen. Das dort etablierte System der Arbeitsteilung und den Wohlstand der Region hatte Lange während seiner Wanderjahre kennengelernt. Um die angehenden Uhrmacher auch nach der Ausbildung am Ort zu halten, sah Langes Plan vor, dass alle Lehrlinge aus der Gegend stammen sollten.

F.A. Lange gelang es, verschiedene Geräte zur exakten Herstellung von Teilen zu entwickeln und die Uhrwerke zum Beispiel durch die berühmte Glashütter Dreiviertelplatine weiter zu verbessern. Langes Plan, eine Uhrenindustrie zu etablieren, ging auf. Seine Lehrlinge machten sich selbstständig und belieferten ihn mit Teilen. Zudem wurde der theoretische Unterricht, der von Anfang an in Langes Plan eine wichtige Rolle spielte, stetig verbessert.

Walter Lange
Im Bild: Walter Lange vor der Büste von Ferdinand Apolph Lange (Juli 2012)

Bereits 1875, also 30 Jahre nach der Firmengründung, beschäftigte der Betrieb über 70 Mitarbeiter. Er erzeugte so einen Impuls für die Entwicklung des strukturschwachen, im sächsischen Teil des Erzgebirges gelegenen Glashütte als Zentrum der deutschen Feinuhrmacherei und konkurrierte bereits zu dieser Zeit mit den etablierten Schweizer Herstellern.

Die beiden ältesten Söhne von Ferdinand Adolph Lange, Richard und Emil Lange, traten ab 1868 in das väterliche Unternehmen ein. Unter ihrer Regie gelangte die Manufaktur zu Weltruhm. A. Lange & Söhne bestand bis 1948.

In der Zeit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurden sieben noch verbliebene und in Glashütte befindliche Uhrenfabriken und Zulieferbetriebe verstaatlicht und zum Volkseigenen Betrieb VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) zusammengefasst. Walter Lange, der Sohn von Rudolf Lange, Enkel von Friedrich Emil Lange und Urenkel von Ferdinand Adolph Lange, wurde 1948 enteignet und floh in den westlichen Teil Deutschlands. Hier begann er 1951 in Pforzheim einen Uhrenhandel aufzubauen.

Gleich nach der Wende begann Walter Lange – damals bereits 65-jährig – Gedankenspiele zu entwickeln, die Uhrenfabrik A.Lange & Söhne wiederzubeleben. Auf den Tag genau 145 Jahre nach der Erstgründung von A.Lange & Söhne meldet Walter Lange am 7. Dezember 1990 nach der Überwindung vieler bürokratischer Hindernisse schließlich die Lange Uhren GmbH als neue Uhrenmanufaktur an. Walter Lange hat dabei auch die ausschließlichen Markenrechte für „A.Lange & Söhne“ erworben, die zwischenzeitlich an die Treuhandanstalt gegangen waren.

Walter Lange hat damit den Neuanfang eingeleitet. Einem glücklichen Umstand war es zu verdanken, dass Walter Lange unter dem damaligen Präsidenten der International Watch Company (IWC), Günter Blümlein, eine Persönlichkeit fand, die von der Wiedergeburt der Marke ebenso überzeugt war. Mit finanzieller und personeller Hilfe der LMH Holding (Les Manufactures Horlogères), die damals noch zu VDO gehörte und ab 1994 unter dem Dach der Mannesmann AG geführt wurde, gelang es, die Neugründung am Markt erfolgreich zu etablieren und den rasanten Wiederaufstieg der Marke zu Weltruhm einzuleiten.

Am 24. Oktober 1994 präsentierten Walter Lange und Günter Blümlein gemeinsam die ersten vier Uhrenmodelle, die LANGE 1, TOURBILLON „Pour le Mérite“, SAXONIA und ARKADE. Die Lange 1, die Saxonia und die Arkade waren mit dem mittlerweile markentypischen und patentierten Großdatum ausgestattet, einer Großdatumsanzeige nach dem Vorbild der Bühnenuhr der Dresdner Semperoper.


Im Bild:
Sieben Absolventen der Lange’schen Uhrmacherschule freuten sich zusammen mit Firmengründer Walter Lange über ihre Zeugnisse. (2014)

In den Folgejahren war Walter Lange der authentische Markenbotschafter schlechthin. Er ließ sich keine Gelegenheit nehmen, bei Markenauftritten und der Präsentation neuer Modelle höchstpersönlich mit vor Ort zu sein. Es war im gegönnt selbst bis ins hohe Alter fit und beweglich zu bleiben, getreu seinem Motto, „wie eine Uhr, niemals stehen zu bleiben“.

 


Im Jahr 2015 bekam Walter Lange  den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Nun aber ist er für immer von uns gegangen und wir werden diese herausragende Persönlichkeit schmerzlich vermissen. Nicht nur als Persönlichkeit, sondern auch als sympathischen, äußerst angenehmen und vor allem bescheiden auftretenden Menschen, der sich übergeordneten Zielen und Aufgaben stets untergeordnet hat.

Sein Lebenswerk wird uns, dem Standort Glashütte, aber auch dem deutschen Unternehmertum in Erinnerung bleiben. Möge er in Frieden ruhen.

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