Immer mehr Uhrenhersteller wollen zur Manufaktur werden: Das Für und Wider

Immer mehr Uhrenhersteller wollen zur Manufaktur werden:

Eine kritische Betrachtung von Herrn Dipl.-Ing. (FH) P. Weigert

Bei zahlreichen Uhrenherstellern, und zwar unabhängig davon, ob in der Schweiz oder in Deutschland beheimatet, macht ein starker Trend von sich reden. Der Begriff der Uhrenmanufaktur ist in aller Munde und wird viel diskutiert. Aber was macht eigentlich eine Uhrenmanufaktur aus, bzw. was unterscheidet diese von einem Hersteller, der diese Bezeichnung nicht trägt?

Definition nach Wikipedia:

Als Uhrenmanufaktur werden Hersteller mechanischer Armbanduhren bezeichnet, die sowohl das Uhrwerk als auch weitere wesentliche Teile einer Armbanduhr selbst herstellen.

Im Unterschied zu Uhrenmanufakturen stattet ein großer Teil von Herstellern mechanischer Armbanduhren ihre Produkte mit Uhrwerken anderer Herkunft aus, kauft diese also von Extern zu. Der Begriff Uhrenmanufaktur umschreibt deshalb auch eine vergleichsweise kleine, ja vielleicht sogar exklusive Gruppe unter den zahlreichen Anbietern. Uhrenmanufakturen fertigen somit überwiegend selbst, damit die Wertschöpfungskette zu einem wesentlichen Teil im Unternehmen verbleibt und eine größere Unabhängigkeit von der Versorgung mit Rohwerken, z.B. durch die Swatch Group mit ETA-Werken, erreicht wird.

Der Begriff Uhrenmanufaktur macht jedoch keine Aussage über die Qualität oder gar den Preis der Uhren. Selbst Hersteller hochwertigster Armbanduhren waren im 20. Jahrhundert überwiegend Établisseure, also ausschließliche Verarbeiter von Rohwerken, wie zum Beispiel Audemars Piguet, Patek Philippe oder Vacheron & Constantin. Hersteller preiswerter Uhren, mit zum Teil kopierten Werken, wie Tianjin Seagull, erfüllen das Kriterium damit aber ebenso. Genausowenig gibt dieser Begriff Auskunft darüber, ob alle von diesen Herstellern angebotenen Modelle auch tatsächlich auch mit eigenen Uhrwerken ausgestattet sind. Zudem kauft der überwiegende Teil der Uhrenmanufakturen ihre Unruhspiralen sowie eine Reihe anderer wichtiger Komponenten von extern zu. Die Bezeichnung Uhrenmanufaktur liefert daher keine wirklich klare Abgrenzung. In jedem Fall wird die Bezeichnung aber vom ein oder anderen Hersteller in seiner Kommunikation werbewirksam eingesetzt.

Mit Einschränkungen können auch Hersteller als Uhrenmanufakturen bezeichnet werden, die zwar einen erheblichen Teil ihrer Modelle mit Werken anderer Hersteller ausstatten, aber auch über eigene Werke verfügen. Hierzu gehören etwa Breitling, Chopard oder Franck Muller. Cartier nutzte bislang überwiegend Werke von Jaeger-LeCoultre und Piaget, präsentiert seit 2009 aber auch „eigene“ Werke, um den Status einer Manufaktur zu erlangen, wobei die ebenfalls zum Richemont-Konzern gehörende Firma dann aber auch wieder auf die Ressourcen und die Kompetenz von Roger Dubuis zurückgreift.

Was bedeutet das nun für die deutsche Uhrenindustrie? Fakt ist, dass die Swatch Group –  und damit die ETA – ihre Zulieferungen an konzernfremde Uhrenhersteller einschränkt bzw. suzessive zurückfährt oder in einigen Fällen auch völlig einstellt.

Damit greift seit einigen Jahren eine stetig größere werdende Unsicherheit um sich und so laufen in zahlreichen Häusern Bestrebungen, die Abhängigkeit, u.a. dadurch zu reduzieren, dass auf die Entwicklung eigener Kaliber gesetzt wird. Eine Reihe von namhaften Unternehmen präsentierte der Öffentlichkeit in den letzten Monaten bereits fertig entwickelte Uhrwerke, erste Muster, oder kündigte zumindest Aktivitäten in diese Richtung an.

Einteilung der Uhrenhersteller:

Wir wollen zur weiteren Vertiefung des Themas, die Hersteller daher in drei Kategorien unterteilen.

  1. Hersteller, die einen finanzstarken Investor als Eigentümer vorweisen können, und vorrangig Uhren im Premiumsegment anbieten (z.B. A. Lange & Söhne, Glashütte Original, u.a.).
  2. Unabhängige Hersteller, die gleichfalls das Premiumsegment bedienen, jedoch eher meist kleinere Stückzahlen fertigen. (z.B. Alexander Shorokhoff, Lang & Heyne, Rainer Brand, Genesis, Stefan Kudoke, Jochen Benzinger um nur einige zu nennen)
  3. Und last not least Hersteller, jene, die im unteren bis mittleren Preissegment positioniert sind (z.B. Aristo, Damasko, Junghans, Junkers, Mühle Glashütte, Stowa, Zeppelin, u.v.a.m.)

Was erwartet nun der Kunde von „seinem“ Hersteller, sprich jener Uhr, die er sich aussucht, für die er sich letztlich begeistert und für die er dann auch bereit ist, eine bestimmte Summe an Geld zu investieren? Bei Uhren die der ersten Kategorie zuzuordnen sind, wäre der Kunde wohl kaum bereit, ein Standard ETA-Kaliber aus der Großserienproduktion zu akzeptieren und dafür eine vergleichsweise hohe Summe für den „bloßen“ Namen zu bezahlen. Nein, hier erwartet der kundige und anspruchsvolle Kunde ein hauseigenes Kaliber, welches zudem über spezielle Eigenschaften oder Funktionalitäten verfügt und damit eine klare Differenzierung vom Wettbewerb bietet.

Hersteller der zweiten Kategorie tun sich schon sehr viel schwerer. In diesem Fall wendet der Kunde – dem Premium-Anspruch dieser Anbieter folgend – ebenfalls vergleichsweise hohe Summen für die Anschaffung auf. Doch das Fehlen von Investoren ermöglicht es diesen meist kleineren Unternehmen oftmals nicht, ihre eigenen Uhrwerke zu entwickeln und unter stabilen Serienbedingungen zu fertigen. Also greifen Sie mitunter auf Großserien-Produkte zurück, verändern oder modifizieren diese dann aber so umfangreich, dass der Kunde schließlich ein sehr individuelles Stück Uhrmacherkunst erhält. Für die relativ kleine Stückzahlen an Werken, welche diese Hersteller benötigen, sollte – trotz aller Hürden – die Verfügbarkeit, auch in der Zukunft, kein ernsthaftes Problem darstellen.

Problematisch kann es für die Hersteller der dritten Kategorie werden. Da die Uhren deutlich niedriger eingespreist und angeboten werden müssen, sind, um trotzdem akzeptable Gewinne erwirtschaften zu können, die Kosten der Werkebeschaffungein ein wesentlicher Faktor. Zahlreiche Marken lassen in der Preisgestaltung nur geringe Spielräume nach oben zu. Die für den Großteil der Kunden magische Grenze von € 1000.- sollte daher nicht unterschätzt werden. Das gilt leider auch in Phasen steigender Inflationsraten und Preisen. Die preissensiblen Kunden sind nicht automatisch bereit, dann mehr für eine Uhr auszugeben. Die Prioritäten sind oftmals andere; die Premiumhersteller haben es an dieser Stelle bedeutend leichter.

Die Quasi Monopolstellung der ETA:

Nun, in Zeiten problemloser Verfügbarkeit von zuverlässigen und bewährten Werken aus der ETA-Produktion, alles kein Problem. Da lassen sich mit einem guten Design und  einem klangvollen Markennamen durchaus Kunden gewinnen, und das weltweit. Der unschätzbare Vorteil eben solcher Großserienwerke ist die uneingeschränkte Verfügbarkeit, selbst im hintersten Winkel der Welt. Jeder halbwegs gut ausgebildete Uhrmacher kann ein ETA 2824 Instand setzen und dafür, wenn nötig, auch die erforderlichen Ersatzteile beschaffen. Bei einem Manufakturkaliber sieht das schon ganz anders aus, aber dazu später.

Wenn nun aber die Verfügbarkeit eben dieser bewährten Werke nicht mehr gewährleistet ist, so stellt sich schnell die Frage nach Alternativen. Der jüngst von der russischen Firma Maktime beschlossene Produktionsstopp des legendären Chronographenkalibers Poljot 3133 (hervorgegangen aus dem Valjoux 7734) zeigt nur allzu deutlich, wie schnell eine ganze Kollektion an Uhren zu einem bislang attraktiven Preis plötzlich nicht mehr angeboten werden kann. In diesem Fall gibt es auch kaum eine echte Alternative; also bleibt dem Hersteller nichts anderes übrig als nach dem Verbau des letzten bevorrateten Kalibers, die Uhr aus dem Angebot zu nehmen. Damit geht erst einmal ein spürbarer Umsatzverlust einher.

Mögliche Alternativen:

Bei den häufig verbauten ETA Kalibern 6498, 2824, 2892, und nicht zuletzt 7750, sieht es insgesamt besser aus. Hier hat sich die Schweizer Firma Sellita bereits vor Jahren – nach dem Auslaufen der ETA Patente – aus der Not heraus positioniert, baugleiche Kaliber, aus eigener Fertigung, aufzulegen. Einige deutsche Hersteller haben die Zeichen der Zeit erkannt, sind bereits rechtzeitig auf den Zug aufgesprungen und haben sich entsprechende Lieferkontingente gesichert, andere beobachten die Entwicklung noch und tun gut daran, mit der ETA laufende Lieferverträge zu erneuern oder eben auch zu versuchen, sich bei Sellita in den schnell wachsenden Kundenstamm einzureihen. Ein echter Wettbewerb ist das aber auch nicht.

Im Bild: Sellita SW 300, weitgehend baugleich zu ETA 2892

Vor diesem Hintergrund sind dann Alternativen gefragt. Wie könnten diese aussehen? Nun, es gibt neben Sellita noch den ein oder anderen Werkehersteller, der konzernunabhängig agiert und seine Werke am Markt anbietet. Dazu zählen die in der Schweiz beheimateten Firmen wie SOPROD oder Technotime, die eigene, aber in ihren Einbaumaßen zu ETA Werken z.T. kompatible Kaliber anbieten. Ebenfalls bedeutsam erscheinen uns die Aktivitäten der japanischen Firma Citizen, die mit ihrem hauseigenen Werkehersteller Miyota ebenfalls konzernfremde Marken beliefern und mit dem jüngst erfolgten Zukauf der Schweizer Firma La Joux-Perret einen geschickten Schachzug vollzogen hat, sich auch in Europa als feste Größe zu etablieren und den Schweizer Großkonzernen Paroli zu bieten.

Im Bild: Miyota Kaliber 9015

Alles schön und gut und der ein oder andere deutsche Uhrenhersteller hat auch bereits seine Richtung korrigiert bzw. der veränderten Situation angepasst und verbaut zu einem gewissen Teil bereits Werke der zuvor genannten Hersteller. Sei es POINTtec, mit den bekannten Marken JUNKERS und ZEPPELIN, wo das völlig neu konstruierte Miyota Automatikkaliber aus der 9000er Serie erstmals in der neuen Bauhauskollektion Verwendung findet, oder Junghans, Genesis und Nivrel, die u.a. auf das erstklassige SOPROD A10 setzen.

Im Bild: SOPROD Kaliber A10

Die Manufakturkaliber:

Diese Situation stellt einige Hersteller aber nicht zufrieden, Sie möchten sich stärker differenzieren und streben daher an, zur Manufaktur aufzusteigen. Gemäß der eingangs zitierten Definition ist damit die Verfügbarkeit eines hauseigenen Kalibers eng verknüpft. Mit anderen Worten, nur wer ein sogenanntes Manufakturkaliber sein Eigen nennt, darf auch diesen Begriff in der Firmenbezeichnung führen. Daher laufen in einigen Häusern zum Teil große Anstrengungen, in diese exklusive Riege aufzusteigen.

Fangen wir dem wohl bekanntesten, konzernunabhängigen deutschen Hersteller von Manufakturkalibern an, die Firma NOMOS in Glashütte. NOMOS hat die Zeichen der Zeit bereits sehr früh erkannt. Nachdem es gelang, mit dem Einschalen und Verfeinern von ETA/Peseux Werken und einer preislich attraktiven Positionierung, weltweit einen festen Kundenstamm aufzubauen, wurde bereits bald mit der Entwicklung eigener Kaliber – auf Basis eben jener Peseux-Kaliber – begonnen, mit denen sich die Marke sowohl in Image als auch Preisgestaltung höher positionieren konnte. Dieser über viele Jahre hinweg konsequent betriebene Auf- und Ausbau der Kompetenz, verschaffte NOMOS einen signifikanten Wettbewerbsvorteil.

Weitere Beispiele sind der zur Nova Tempora Gruppe gehörende, wiederbelebte Hersteller B. Junge & Söhne, bei dem, unter der Leitung von Heinz W. Pfeifer, die unlängst angekündigte Kaliberfamilie BJ 010 entsteht. Das Kaliber BJ 010 soll wohl in Zusammenarbeit mit der Firma Mühle Glashütte realisiert werden, die ihrerseits ein neues Handaufzugskaliber, das MU 9411, im Programm hat. An dieser Stelle könnte auch die 2005 gegründete Firma GUROFA (Glashütter Uhrenrohwerkefabrik) eine Rolle spielen. Die GUROFA ist ein Tochterunternehmen der Schweizer Sellita S.A., mit ehemaliger Beteiligung der Mühle Glashütte GmbH. (Anm. der Redaktion: Beendigung der Zusammenarbeit lt. amtl. Bekanntmachung vom 11.10.2007).

Auch die in Barbing bei Regensburg ansässige Firma Damasko hat sich auf den Weg zur Uhrenmanufaktur gemacht und hat derzeit bereits zwei Kaliber A35 (Automatk) und H35 (Handaufzug) im Programm. Diese werden in die jeweiligen Spitzenmodellen des Hauses eingeschalt.

Im Bild: Damasko H35 Handaufzug Manufakturkaliber

Tutima schließlich hat für die kürzlich vorgestellte Minutenrepitition ebenfalls ein neues Manufakturkaliber, unter Leitung von Rolf Lang, einem anerkannten Spezialisten des sächsischen Uhrenbaus, entwickeln lassen. Dieses absolute Spitzenprodukt der deutschen Uhrmacherkunst wird aber wegen seiner Limitierung nur wenigen auserwählten Kunden zugänglich sein.

Diskussion:

Was vermittelt uns die bisherige Betrachtung dieses vielschichtigen Themas? Es sei uns ein Vergleich mit der Automobilindustrie gestattet. Hier wie dort gibt es Premiumhersteller, die wir der ersten Kategorie zuordnen können, die über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, sich teure Eigenentwicklungen leisten zu können und damit dem hohen Anspruch ihrer gut betuchten Klientel nachkommen. Diese Firmen haben in der Regel auch ein weltweit aufgespanntes, gut funktionierendes Vertriebs- und Servicenetz, so dass der anspruchsvolle Kunde, auch nach dem Erwerb, sicher sein kann, jederzeit und an jedem Ort, die erwartete qualifizierte Unterstützung zu bekommen; das schließt selbstverständlich auch die uneingeschränkte und kurzfristige Verfügbarkeit  eventuell notwendiger Ersatzteile mit ein.

Firmen, die wir der zweiten Kategorie zurechnen und häufig kleinere Stückzahlen produzieren, gehören, verglichen mit der automobilen Welt eher der Spezies der Tuner oder Veredler an, welche aus einem Großserienprodukt mit hohem Aufwand für ihre Kunden begehrenswerte Einzelstücke machen.

Schwierig wird es nun bei der Betrachtung jener Hersteller, die wir der dritten Kategorie zurechnen. Hier versuchen sich nun einige damit, über das Angebot eigener Kaliber zur Manufaktur weiter zu entwickeln, um damit einerseits die Abhängigkeit von der ETA zu reduzieren und andererseits aber auch über den Zugewinn an Image und Prestige in eine höhere Kategorie aufzusteigen. NOMOS ist das erfolgreich gelungen. Dazu wieder ein Vergleich aus der automobilen Zunft: Audi ist das nach einer sehr langen Anlauf- und Durststrecke von rund 20 Jahren auch gelungen. Viele andere sind jedoch gescheitert und haben auch weiterhin eine sehr unsichere Zukunft vor sich. Den Uhrenherstellern wird es – unseren Prognosen zur Folge – nicht anders ergehen. Den Sprung nach oben werden nur sehr wenige schaffen, einige werden sich daran verausgaben und diesen Kraftakt nicht erfolgreich abschließen können.

Jene, die es erst gar nicht versuchen oder ganz bewusst nicht versuchen wollen, tun gut daran, sich Gedanken zu machen, wie sie auch weiterhin qualitativ hochwertige, in Großserie gefertigte Uhrwerke, von den ganz wenigen freien Werkeherstellern beziehen. Die Großserienprodukte haben für den Kunden nämlich einen ganz entscheidenden Vorteil. Diese haben eine so weite Verbreitung, dass sich Hersteller wie Kunde hinsichtlich Wartung und Service keine allzu großen Gedanken machen müssen. Die Werke oder Teile davon, sind im Servicefall in der Regel weltweit verfügbar. Wir schließen dabei ganz bewusst nichts aus.

Die Gedanken reichen von der Verwendung der oben vorgestellten Werke von Sellita genauso, wie der Einsatz von Kalibern aus dem Hause Miyota, wir denken dabei aber sehr wohl auch an chinesische Hersteller, wie Tianjin Seagull, der nicht nur, ähnlich Sellita, ETA Clones anbietet, sondern z.B. auch Chronographen Schaltradkaliber, wie das schöne ST 19 (basierend auf dem alten Venus 175). Wer sich hier rechtzeitig und richtig positioniert, hat sicher gute Karten. Apples iPhone und iPad Produkte werden mit Begeisterung gekauft und benutzt, obgleich auch diese vollgestopft mit hochentwickelter chinesischer Technik sind. Wieder zurück zu den Autos. Die Erfolgsstory des MINI beruht nicht auf dem Motor (sprich Kaliber). Der Eigentümer BMW hat an dieser Stelle, u.a. aus Kostengründen, ganz bewusst die Kooperation mit einem Wettbewerber gesucht und der Erfolg gibt dem Unternehmen recht, eine typische Win-Win Situation.

Im Bild: Seagull ST 19 (Quelle: Watch-Wiki)

Schlussfolgerung:

Was lernen wir daraus? Nicht die Flucht nach vorn zur Manufaktur und zum eigenen Kaliber bringt notwendigerweise die Lösung. Für den einzelnen Uhrenhersteller erscheinen die finanziellen Risiken eines derartigen Vorgehen doch erheblich. Die Aufwendungen, die in die Entwicklung fließen, aber auch die Investitionen, die für Werkzeuge und Vorrichtungen aufgewendet werden müssen, sind erheblich. Soll das Ganze nicht zu einem betriebswirtschaftlichen Abenteuer werden, müssen die Kosten innerhalb eines Zeitraumes von wenigen Jahren wieder eingefahren werden. Das hängt aber wiederum von den zu erwartenden Verkaufszahlen einerseits und dem erzielbaren Preis andererseits ab. Und hier ist unzweifelhaft eine gewisse Sättigung auszumachen. Auch die Qualifizierung und die Prüfung der Werke hinsichtlich ihrer Standfestigkeit, unter allen denkbaren Beanspruchungen des täglichen Gebrauchs, verursachen erhebliche Aufwendungen und damit Kosten. Welcher Kunde möchte schon das Gefühl haben, dass er es ist, der die Haltbarkeit der Uhr erforschen und erproben wird. Und nicht zu vergessen, die immensen Folgekosten für einen anspruchsvollen After-Sales Service, mit der Bereitstellung von Ersatzteilen und zwar weltweit.

Also bleibt die Überlegung, nicht jeder für sich, sondern die deutsche Uhrenindustrie sollte gemeinsam, z.B. in Form von Beteiligungen bzw. Kooperationen, versuchen, in einer konzertierten Aktion wieder einen unabhängigen Werkehersteller für hinreichend große Stückzahlen auf die Beine zu stellen. Das finanzielle Risiko für den Einzelnen bliebe überschaubar, die Stückzahlen aber ausreichend hoch, so dass die in der Kalkulation zu berücksichtigenden Einmalaufwendungen und damit Abschreibungen den Preis für die Werke nicht zu sehr in die Höhe treiben. Auch hier empfehlen sich wieder Anleihen aus der Automobilindustrie. Einige Hersteller verstehen es vorzüglich, hinter den Kulissen zu bestimmten Themen eng miteinander zu kooperieren und zusammen mit leistungsfähigen Zulieferanten für möglichst standardisierte Bauteile und Komponenten zu sorgen, die dann in großen Stückzahlen zu sehr günstigen Preisen bezogen und von verschiedenen Herstellern eingesetzt werden können.

Was in der deutschen Automobilindustrie bei einem – es sei uns gestattet – ungleich komplexeren Produkt möglich ist, sollte in der deutschen Uhrenindustrie eigentlich auch möglich sein. Leider erhärtet sich der Eindruck, dass man sich hier viel schwerer tut und der eine dem anderen gelegentlich die Butter auf dem Brot nicht gönnt. Allein die hin und wieder zu beobachtende Rivalität zwischen den Glashütter Uhrenbetrieben und jenen im Württemberger Raum erscheint weder hilfreich noch zeitgemäß. Denn eines sollte den verantwortlichen Geschäftsführern und Managern bewusst sein: Nach der Krise ist immer vor der Krise!

In diesem Sinne hoffen wir auf den ein oder anderen mutigen Initiator, verbunden mit dem nötigen Pioniergeist, den von uns formulierten Gedanken aufzugreifen. Der Uhrenkäufer hätte zudem das beruhigende Gefühl, nicht einen Exoten am Handgelenk zu tragen, für den er vielleicht schon in ein paar Jahren keine Ersatzteile mehr erhält, da sich das Uhrwerk nicht durchsetzt, oder die Firma ihre Aktivitäten einstellen musste. Vielmehr wäre ein ausgereiftes und vor allem auch bezahlbares und dabei möglichst ETA-kompatibles Großserienprodukt gefragt,  welches aufgrund seiner Verbreitung ähnlich problemlos zu handhaben und im Falle eines Falles zu reparieren ist, wie ein VW Golf. Die ETA hat die Messlatte an dieser Stelle zweifelsohne sehr hoch gelegt.

 

Der Autor:
Herr Dipl.-Ing. (FH) Patrick Weigert ist als Geschäftsführer einer Unternehmensberatungsgesellschaft u.a. für die Automobil- und Luxusgüterindustrie tätig und beobachtet und analysiert als Mitbegründer und Gesellschafter beim Deutschen Uhrenportal die Entwicklungen und Trends auf dem Sektor für hochwertige Uhren und neue Technologien.

 

More and more Watch makers want to become a manufacturer brand;

A critical consideration written by Patrick Weigert

In many watch making companies, regardless of whether located in Switzerland or in Germany, a certain trend becomes more and more popular. The concept of a watch manufacturer is on everyone’s lips and is much discussed. But what makes the difference, and what distinguishes a common watch maker from a watch manufacturer?

Wikipedia provides the following definition:
The title watch manufacturer of mechanical watches means that the company produces essential parts of a watch by themselves, including the movement.

Watchmakers normally use standard movements sourced from movement suppliers like ETA or Sellita. The term watch manufacturer is therefore reserved for a relatively small group among the many watch makers. Watch manufacturers mostly produce by themselves, so the value chain is largely remaining in the own organization and gives them a much stronger independence from the supply of movements such as ETA as a part of the Swatch Group.

The term watch manufacturer gives no indication about the quality or the price of the watches. In addition, the majority of the watch manufacturers have to purchase spirals for the balance wheels from external partners. In any case the designation of one or another manufacturer is used for effective marketing.

With restrictions may also be referred to as a watch manufacturer that equip their models, with their own movements although a significant portion comes along with movements from external suppliers or other manufacturers. This includes also famous brands like Breitling, Chopard, Franck Muller. E.g. Cartier used in the past movements from Jaeger-LeCoultre and Piaget, however launches in 2009, also their own movements and is now therefore called a watch manufacturer.

What does this mean for the German watch industry? The fact is that the Swatch Group and mainly ETA restricts their supplies to companies outside afiliated the group that affects the german watch makers too.

Since a couple of years the uncertainty encreases and many watch makers are looking forward to reduce their dependence from the Swatch Group. To improve their individual situation some of them decided to start the development of their own calibers. A number of reputable companies presented to the public in recent months already finished and available movements, first samples, or at least announced activities in this direction.

Classification of watch manufacturers:
For further consideration and better understanding of the situation, we should divide the german watch makers in three categories.

  1. Manufacturers who can show a strong financial investor as owner and making buseiness primarily in the premium watch segment (for example, A. Lange & Söhne, Glashütte Original, and others).
  2. Independent watch makers, which also serve the premium segment, but produce rather mostly smaller quantities. (E.g. Alexander Shorokhoff, Lang & Heyne, Rainer Brand, Genesis, Stefan Kudoke, just to name a few)
  3. And last but not least, manufacturers, which are positioned in the lower to middle price range (for example, Aristo, Damasko, Junghans, Junkers, Mühle Glashütte, Stowa, Zeppelin, and a lot more)

What are the customer expectations by selecting the right watch from the right watch maker and spending a certain sum of money? When looking to watch makers belonging to the first category, the customer would probably not accept a standard ETA movement coming from mass production and to pay for that a high sum just for a nice brand name. No, the knowledgeable and demanding customer expects an in-house produced movement, that provides certain features or functionality, that makes the difference from the competitors.

Manufacturer being part of the second category do a much more difficult job. In this case, the customer – the premium nature of the party following – spend comparatively large sums too. However the absence of major investors give the small companies often not the freedom to develop their own movements. So they have to use high-volume products but are going to modify them so deeply that the customer gets at the end of the day an individualized and high class watchmaking product. For the relatively small quantities requested from this party – despite all the hurdles – the availability of movements in the future should not become a severe problem.

However there could be a problem for watch makers being listed in the third category. Since the watches have to be priced lower, but the targets to get acceptable returns the procurement costs for the movement are one of the most important factors. Numerous brands have only a small scope to encrease sales prices. For the majority of customers there is still the magic threshold of € 1000.- This should not be underestimated, even in periods of rising inflation. The price-sensitive customers are not automatically willing to spend more money for a timepiece. The priorities are often different, anyway the premium watch manufacturers have a much easier living at this point. Their client are less price sensitive.

The virtual monopoly of the ETA:
In times of trouble-free availability of reliable and competitive priced movements coming out of ETA high-volume production, there is not a real problem. Together with an attractive design and a sonorous brand name the watch maker could make a good business based on realiable economics. The inestimable advantage of such high-volume movements is the unlimited availability of spareparts and service personal  even in the remotest corners of the world. Any reasonably well-trained watchmaker can service an ETA 2824. With a movement coming from a smaller supplier or a watch manufacturer the situation might be much different. But more on that issue later.

However if the availability of these reliable ETA movements is no longer ensured, the question arises immediately for alternatives. The recently stopped production of the chronograph movement Poljot 3133 by the russian Maktime company shows very clear how fast some part of the existing watch collection could not be offered any longer. From one day to the other the sales volume drops, if there is no alternative.

Possible alternatives:
Regarding standard movements like the popular ETA calibres 6498, 2824, 2892 and 7750, it looks a bit better. The Swiss company Sellita started years ago to identify and to define the necessity of launching identical calibers coming out of their own production facilities. Some German watch makers have recognized this and have already changed their source.

Picture: Sellita SW 300, exchangeable with ETA 2892

But looking around to discover some other alternatives would be needed to get some competition back in this business area. But how could it look like? Now, besides Sellita there are some more independent movement manufacturers which offer their movements on the market. This includes companies like the Swiss based SOPROD S.A. or Technotime. They provide their own movement design but with identical outside dimensions to support installation in the same watch case. From our point of view the recent activities of the Japanese company Citizen, with its own movement manufacturer Miyota is a very interesting alternative, even when they acquired the Swiss company La Joux-Perret in March 2012. That might be a clever move to establish themselves in Europe.

Picture: Miyota automatic caliber 9015

Some German watch producers have already modified their policy and use at least to some extent already movements of the aforementioned suppliers. Whether POINTtec, with the well-known brands JUNKERS and ZEPPELIN, where the newly designed automatic Miyota caliber of the 9000 series is the first time installed in the new Bauhaus collection or Junghans, Genesis and Nivrel that rely on the first class movement SOPROD A10.

Picture: SOPROD Movement A10

Movements produced by watch manufactureres:
However the present situation does not satisfy all watch makers. Some of them want to differentiate themselves more and therefore strive to ascend to the manufactory. According to the above-cited definition the availability of an in-house produced movement is closely linked. In other words, only a company who produces its own movement can use the term „manufacturer“ together with the company name. Therefore some companies spend a lot of effort (and money) to advance and get part of this exclusive group.

Let’s start regarding the well-known group-independent german manufacturer of movements, NOMOS Glashütte. NOMOS has foreseen the appearing changes in early times. Having succeeded with shuttering and refining of ETA movements together with an attractive price positioning, they build up a solid customer base that was already established when starting to develop its own mechanical movements. NOMOS performed the brand name and could upgrade their image and reputation. The consequent expansion of competence has gained a significant competitive advantage for NOMOS.

Other examples are the Nova Tempora Group with the revived brand name B. Junge & Söhne, where, under the guidance of Heinz W. Pfeifer, the recently announced Calibre family BJ 010 will arise. The caliber is being implemented in cooperation with Mühle Glashütte. Mühle itself has launched a new hand-wound caliber, MU 9411, on the market and being used in the new Teutonia family.. At this point, the company GUROFA (Glashütte Uhrenrohwerkefabrik) that was founded in 2005 could take over a more significant role. The GUROFA is a subsidiary of Swiss Sellita SA, with a former participation (till 2007) of the Mühle Glasshütte Limited.

Damasko another german watch company in Barbing near Regensburg already made their job to be called a watch manufacturer. They currently have two calibers A35 (self-wound) and H35 (hand-wound) in the program. They’ll be installed in the top models of Damasko.

Picture: Damasko H35 hand-wound movement

Tutima has developed a new movement to be used for the new Minute Repitition. Rolf Lang, a renowned specialist of Saxon watchmaking managed all necessary steps including production planning. According to it’s limitation the absolute pinnacle of German watchmaking but will be accessible only for small number of customers.

Discussion:
Well, what tells us the present situation of this complex topic? Let’s have a look to the automotive industry. In both areas we find so called premium manufacturers, which we can assign to the first category. These have sufficient financial strength to afford expensive company made developments to meet the demands of their well-heeled clients. These companies usually have a global positioned and well established sales and service network, so that the discerning customer, even after purchase, will be sure, anytime and anywhere, to get the expected support, including unrestricted availability of any necessary service or replacement parts.

Companies, which we attribute to the second category, often produce smaller quantities, compared to the automotive world are more like refiners that modify a high volume product with a number of additional features for the customers desirable unique items.

It is more difficult to consider the watch makers that we attribute to the third category. Here are some which try to reduce the dependency from ETA movements by offering their own movement on one hand side but also to gain a better image and prestige and upgrade to a higher category. NOMOS could manage this big step successfully in the past. Again, another comparison with the automotive area: For Audi it took more than 20 years to become a comparable premium car manufacturer. Many others, however, failed and have a very uncertain future. Following our progosis the watch industry will make a similar experience. The big step to upgrade to a higher category will make only a few of them, however most of them will not make this effort and fail.

Those who do not even try or do not want to try, have to ensure to consider how they relate to continue purchasing high-quality manufactured high-volume movements from one of the very few manufacturers. The high-volume products, have a decisive advantage for its customers. These have such a wide incidence, that the watch manufacturer in terms of maintenance and service must not make too much effort. The movements or parts thereof, in the case of service are generally available worldwide. The range of ideas start from using movements from  Sellita as well as calibers made by Miyota, we think also about Chinese manufacturers, such as Tianjin Seagull, which do not only offer – similar to Sellita –  ETA clones but also hand-wound coloumn wheel chronograph movements, such as the ST 19 (based on the former Venus 175). Those who have positioned itself in time have a properly secured and strenghtened position. Apple’s iPhone and iPad products are bought with enthusiasm by using Chinese high technology. Back to the automototive industry: The success story of MINI is not based on the engine; the owner BMW has deliberately sought for cost reasons, a collaboration with a competitor and the success of the company confirmes this win-win strategy.

Picture: Seagull ST 19 (Source: Watch-Wiki)

Conclusion:
What do we learn from all this? Not the headlong rush becoming a watch maufacturer with own movements is solving all the problems. For the individual company, the financial risks of such an approach still appears significant. The expenses being spent for development and qualification, but also the investment that must be spent on tools and equipment are significant. If the whole thing should not not become a business adventure, the costs have to be amortized within a reasonable period of time. And that depends on the projected sales volume on the one hand side and the obtainable customer price on the other. And here we find undoubtedly a certain degree of saturation.

So the idea, not everyone should look forward for its own future and business success, the German watch industry would do better to come together and discuss about a more intensive cooperation in terms of establishing an independent new German movement manufacturer supplying all interested watch makers with reliable and competitive and ETA compatible movements. The financial risk for the individual company would remain manageable. Let’s have again a brief look to the automotive industry. Some car makers have an excellent understanding to cooperate behind the scenes on specific topics closely and to ensure, together with powerful suppliers to work on standardized parts and components, which can then be obtained in large quantities at very competitive price and used by various manufacturers.

What is possible in the German automotive industry – and they deal with a much more complex product – should be possible too in the German watch industry. Unfortunately, however, we have to confirm the impression that the sitaution in this area seems to be more difficult and the rivals quite often begrudge the butter on the bread of its competitors. But the rivalry between the companies located in Glashütte and those in the Württemberg area does not seem to be helpful or contemporary respectively. The responsible managers should be aware on one important issue: After the crisis mostly means before the next crisis.

Having this understanding, we are hoping and looking for one or the other courageous initiator and manager, coupled with a certain amount of pioneering spirit to address the ideas discussed in this essay. The watch buyers would also have the peace of mind not to wear something exotic at their wrist, for which he may be would not be able to get spare parts in a few years time. But a mature and above all, we look for an affordable high volume product that could be used and serviced due to its distribution easily like a Volkswagen Golf. In this case the Benchmark is more or less still ETA.

The author: Mr. Patrick Weigert is managing director of a consulting company primarily working for German car manufacturers and their suppliers. Patrick Weigert is an avid collector of mechanical watches and founder and co-partner of the German Watch Platform (Deutsches Uhrenportal).

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  1. Die ETA, ein Tochterunternehmen der Swatchgroup, möchte wieder mehr mechanische Uhrwerke an Drittkunden liefern - Uhren-Blog über Design und Technik

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