Besuch bei der Uhrenmanufaktur Lang & Heyne, Dresden

Lang & Heyne, Dresden, ein etabliert und wohlklingender Name für eine vergleichsweise noch junge sächsische Uhrenmanufaktur. Wer oder was verbirgt sich hinter dieser kleinen, aber feinen Manufaktur für hochwertige Präzisionszeitmesser?

Marco Lang, einer der Gründer, wurde 1971 in Thüringen geboren und zog im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern und der Schwester nach Dresden.
Als Uhrmacher-Nachkömmling in fünfter Generation schaute er schon in früher Kindheit seinem Vater Rolf Lang über die Schulter.
Dieser war bis 1990 Chefrestaurator im Mathematisch Physikalischen Salon, einer der weltbedeutendsten Sammlungen für Uhren und fein- mechanische Instrumente. Der Senior empfahl seinem Sohn, zunächst die Grundlagen der Metallbearbeitung zu erlernen und schickte ihn für drei Jahre nach Glashütte in eine Feinmechaniker-Lehre. Auf diesem geschichtsträchtigen Boden konnte sich Marco Lang der uhrmacherischen Inspiration nicht entziehen.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands, ging Marco Lang auf Wanderschaft, zunächst zu Ihno Fleßner, einem norddeutschen Uhrenexperten. Während dieser Gesellenjahre widmete er sich vor allem der Herstellung von feinen Präzisionspendeluhren. Nach insgesamt 7 abwechslungsreichen Jahren kam Marco Lang zurück nach Dresden, wo er, mit seiner Meister-Urkunde in der Hand, als Uhrenkreateur und Restaurator ein eigenes Atelier aufbaute.
Vater Rolf Lang, inzwischen Lehrausbilder bei «A. Lange & Söhne», stellte Anfang 2001 seinen ersten Lehrling, Mirko Heyne, im Geschäft vor. Als zwei seelenverwandte Uhrmacher taten sich Marco und Mirko zusammen und gründeten die Uhrenmanufaktur «LANG & HEYNE».

Schon ein Jahr später konnten Marco Lang und Mirko Heyne ihre ersten beiden Armbanduhrmodelle auf der Baseler Messe vorstellen.
Im Sommer 2002 schied Mirko Heyne aus der Firma aus. Doch weiterhin trägt die Uhrenmanufaktur «LANG & HEYNE» den Geist und den Namen der beiden begnadeten Uhrmacher, inzwischen ein Synonym für feine Uhrmacherei in Dresden.
Marco Lang, dessen Lieblingsplatz am Uhrmacherwerktisch ist, ging den Weg des selbständigen Uhrenkreateurs konsequent weiter.

Ende 2003 verkaufte er sein Ladengeschäft, um sich auf die Entwicklung und den Bau seiner einzigartigen Uhren konzentrieren zu können.
Seit 2005 ist Marco Lang nach nur 3-jähriger Kandidatur Mitglied beim AHCI, der internationalen Vereinigung selbständiger, schöpferisch tätiger Uhrmacher.
Diesem exklusiven Club bedeutender Uhrmacherkunst und Kreativität fühlt sich die Uhrenmanufaktur «LANG & HEYNE» verpflichtet. Es ist eine Ehre, sich in Qualität, Kreativität und uhrmacherischen Können mit den Besten der Welt messen zu dürfen.

In einer Villa am Stadtrand von Dresden fand die Uhrenmanufaktur Lang & Heyne im Jahr 2010 ihr neues Domizil. Inzwischen sind hier 12 Mitarbeiter tätig.
Und diese Villa im Grünen, in welcher die Uhrenmanufaktur Lang & Heyne nun ihr neues zu Hause hat, konnten wir im September 2014, anlässlich der Veranstaltung: „Tag der offenen Manufaktur in Dresden“, besuchen.

Hier entstehen von Meisterhand gefertigte „normale“ Dreizeigeruhren genauso wie aufwendige Komplikationen.
Bei Lang & Heyne erleben wir eine Fertigungstiefe von gut 95%; dies schließt unter anderem die Gehäusefertigung und selbst das Anfertigen der Zeiger mit ein.
Marco Lang hat es sich zum Ziel gesetzt, bei „seinen“ Uhren die alte Uhrmachertradition fortzusetzen.
Tradition wird bei ihm ganz groß geschrieben, das spiegelt sich nicht nur in den Namen der Uhren wieder, sondern auch in der hohen Kunst des Handwerks.
Jede Uhr aus dem Hause Lang & Heyne ist einem sächsischen Fürsten gewidmet, dessen Auftreten, Charakter und Werte beeinflussen maßgeblich die Gestaltung, die Ausstattung und den Stil des jeweiligen Modells.

Teilefertigung
Für die Anfertigung der Einzelteile nutzen die Spezialisten bei Lang & Heyne, neben überwiegend traditionellen alten Maschinen und Vorrichtungen, auch eine moderne 3-Achsen CNC-Fräsmaschine, aus dem Hause Kern.

Das kleinste auf der Maschine eingesetzte Fräswerkzeug hat einen Durchmesser von nur 0,15 mm, mit welchem z.B. der filigrane Anker mit höchster Präzision gefertigt wird.

Der ebenfalls auf dieser Maschine produzierte Unruhreif wird z.B. mittels nur einer Aufspannung gefertigt; das hält die Toleranzen extrem niedrig und ist ein Garant für absolute Präzision und hohe Ganggenauigkeit beim späteren Einsatz in dem feinen Uhrwerk.

Finissierung
Im Finish-Bereich wird beispielsweise auf einer alten, aber nicht minder präzise arbeitenden Drehbank aus dem Hause Schaublin der typische Sonnenschliff auf das große und durch den Sichtboden später im Blickfeld befindliche Sperrrad aufgebracht.

Ein weiteres Qualitätsmerkmal von hochwertigen Uhrwerken ist das Anglieren der Kanten. Hier werden die zunächst scharfen Fräskanten an Bauteilen unter einem bestimmten Winkel gebrochen und anschließend poliert, selbst die von Zähnen an Zahnrädern.

Zu einer hochwertigen Uhr gehören aber auch polierte Schraubenköpfe und Lang & Heyne bedient sich hier ebenfalls eines alten traditionellen Verfahrens, der Zinnflachpolitur.

Dabei wird auf einem massiven und planen Stück Zinn feinste Polierpaste in ganz geringer Menge aufgebracht und darauf dann jede einzelne Schraube von geübter Hand solange hin und her bewegt, bis dieser ganz besondere Glanz erreicht wird. Die Oberfläche der polierten Schraube ähnelt dem eines Spiegels.
Das kann pro Schraube schon einmal eine halbe Stunde in Anspruch nehmen, bis der geforderte Glanzgrad erreicht ist. Und wehe dem, dass der Uhrmacher dann beim Zusammensetzen des Uhrwerks die Schraube beschädigt.

Mann oder Frau wird sich vielleicht fragen, wozu das gut sein mag. Nun, funktional hat das in den meisten Anwednungen keine wirkliche Bedeutung, optisch dafür umso mehr. Durch die gebrochenen und polierten Kanten entstehen ganz andere Lichtreflexe als bei rohen, nicht aufgearbeiteten Einzelteilen. Das Uhrwerk wirkt optisch sehr viel ansprechender und unterstreicht gegenüber dem Betrachter damit die hohe Wertigkeit. Die zusätzlichen Zierschliffe, wie der bereits beschriebene Sonnenschliff auf dem Sperrrad, oder die aufwendig polierten Schraubenköpfe, tun dabei ihr Übriges.

Ebenfalls im Finsih-Bereich ist das Rollieren der Zapfen von Wellen und Trieben untergebracht. Die Zapfen von Wellen und Trieben in einem mechanischen Uhrwerk stellen in verschiedener Hinsicht extrem hohe Anforderungen. So muss die Rauheit der Oberfläche so gering als möglich sein. Neben dieser Oberflächengüte spielt aber auch die geometrische Formgenauigkeit eine ganz wesentliche Rolle.
Hierfür kommen spezielle Rolliermaschinen, wie z.B. die Pivofix 2, zum Einsatz, auf der mit viel Sachverstand und noch mehr Gefühl auch diese filigranen Teile ihren buchstäblich letzten Schliff erhalten, bevor sie im Montageatelier im Uhrwerk verbaut werden.

Ein enorm wichtiger und ebenfalls von höchster Präzision begleiteter Prozess ist das Setzen der Lagersteine. Hier werden künstliche Rubine in die Grundplatine bzw. Brücken und Kloben eingesetzt und aufs Genaueste fixiert.

Übrigens eines der ganz wenigen Teile, welche die Manufaktur Lang & Heyne zukaufen muss. Marco Lang bedauert zudem, dass es hierfür (noch) keinen verlässlichen deutschen Lieferanten gibt.

Neben aller mechanischer Bearbeitung ist aber auch das Beschichten der metallischen Oberflächen mit verschiedenen Materialien eine besondere Herausforderung.

Lang & Heyne unterhält eine eigene Laborgalvanik, in der die Einzelteile mit unterschiedlichen Oberflächen versehen werden können. Eine der gängigsten und bekanntesten ist die Vergoldung. Bereits in den Anfängen der Elektrogalvanik war bekannt, dass Gold nicht direkt auf Messing – aus dem die Werksplatinen zumeist bestehen – aufgebracht werden darf, sonst kann es an der Oberfläche, durch Diffusion von Kupfer oder Zink, über die Jahre hinweg zu unschönen Korrosionserscheinungen, mit hässlicher Fleckenbildung kommen. Schon bald wurde erkannt, dass vor der Vergoldung eine Zwischenschicht als Diffusionssperre aufzubringen ist.

Dazu bediente man sich unter anderem der sog. Anreibeversilberung.
Hier wird mittels einer Bürste aus Schweinshaar ein Gemisch aus Silberpulver, Weinstein und gestoßenem Kochsalz in mehreren Durchgängen mechanisch aufgetragen.

Bei der anschließenden Vergoldung entsteht eine mattschimmernde Oberfläche, mit leicht ledriger Oberflächenstruktur.

Gravieren
Zu einer hochwertigen sächsischen Uhr gehört die hohe Kunst der Uhrmacherei ebenso,  wie die des Graveurs. Zahlreiche Kunden lassen „ihre“ Uhr dadurch Personalisieren, dass ganz individuelle Gravuren aufgebracht werden.

Neben der Gravur des Unruhklobens sind es insbesondere die Gehäuseböden, die sich z.B. für Wappen oder sonstige Ornamente eignen, ganz nach Wunsch des Kunden, versteht sich.

Häufig stellt der Kunde lediglich ein Foto zur Verfügung, aus dem der Graveur dann seinen Entwurf erarbeitet.

Eine besondere Technik erfordert darüber hinaus die Herstellung handgravierter Zeiger. Das grenzte schon fast an Magie, als wir Herrn Köhler bei der Arbeit über die Schulter schauen konnten.

Remontage
Bei der Remontage des Uhrwerks kommt nach dem Zusammensetzen aller Einzelteile und dem Einsetzen der Hemmung der spannende Moment, wo die vielen zuvor in so liebevoller Detailarbeit auf Hochglanz getrimmten Teile zeigen müssen, dass die zahlreichen Rädchen und Hebelchen sich am rechten Fleck befinden, klaglos ineinandergreifen und das Uhrwerk nun gleichförmig zum Ticken bringen.

Die nächste große Herausforderung hat der Uhrmacher nun vor sich, das Uhrwerk in seinem Gang zu regulieren und zwar so, dass sich der spätere Träger der Uhr an geringsten Gangabweichungen erfreut. Das ist leichter gesagt als getan, muss doch die Uhr in allen möglichen Lagen gleich präzise laufen.

Dazu wird mit präzisen Messgeräten die Gangabweichung in den unterschiedlichen Lagen aufgenommen bevor dann mit der Einregulierung begonnen wird, die schon mal einige Stunden in Anspruch nehmen kann, bis das gewünschte Ergebnis bestätigt werden kann.
In einem letzten Schritt erfolgt das Einschalen der fertig einregulierten und geprüften Uhrwerke in das hochwertige Gehäuse aus massivem Gold.

Bis die neueste Schöpfung aus dem Hause Lang & Heyne, die AUGUSTUS, mit ihren mehr als 300 Einzelteilen, fertig gestellt ist, gehen dann schon einige Monate ins Land. Was den Betrachter entzückt und den späteren Träger der Uhr erwartet, ist dann allerdings eine Offenbarung, eine ganz exklusive dazu. Nur 3-5 Exemplare können davon pro Jahr gefertigt werden.

Auf jede Lang & Heyne wartet in der Regel schon ein mehr oder weniger ungeduldiger Käufer. Zumeist wird auf Bestellung gefertigt, ganz den zum Teil ausgefallenen Wünschen des Kunden entsprechend. Auf Lager liegt so gut wie nie eine Uhr. Lang & Heyne versucht zwar die Produktion noch etwas zu steigern, jedoch nimmt das Unternehmen ganz bewusst Wartezeiten für den Endkunden in Kauf. Kompromisse in Sachen Qualität gibt es nicht. Auch das unterstreicht einmal mehr die Exklusivität und auch Anziehungskraft einer jeden Lang & Heyne Uhr.

 

Links: 

 

Anbei das neue Imagevideo über die in Dresden ansässige Uhrenmanufaktur LANG & HEYNE:

 

 

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