Die erste international bedeutsame Uhrenmesse in der Schweiz findet nach Ausklang der Pandemie in diesem Jahr mit der Watches & Wonders in Genf, auf dem Gelände der Palexpo statt, wo auch schon die Vorgängerveranstaltung, die legendäre SIHH, jährlich ausgerichtet wurde.
Die Baselworld fand in diesem Jahr einmal mehr nicht statt, wohl weniger wegen Corona-bedingten Unsicherheiten, sondern grober Managementfehler, in deren Folge wichtige Marken dieser Messe den Rücken kehrten. Eine bedauerliche Entwicklung.
Die großen Schweizer Maisons haben nun in der Watches & Wonders eine neue, würdige Präsenz in Genf gefunden. Die vielen Marken, die das mittlere bis obere Preissegment bedienen, gingen hingegen leer aus.
Ob der Versuch gelungen ist, zumindest einige wenige davon, im Rahmen des neuen Formats „Time to Watches“ in einer parallel zur Watches & Wonders auf dem Campus der Hochschule für Design und Kunst ausgerichteten Messe dem Fachpublikum zu präsentieren, dürfte zu hinterfragen sein. Die gemeldete Besucherzahl von 4.500 gibt diesem Zweifel Nahrung. Zum Vergleich: Die Munichtime, welche bis zum Jahr 2017 in München alljährlich stattfand und ein ähnliches Format hatte, konnte in guten Zeiten weit über 10.000 Besucher vermelden.
Die Watches & Wonders spricht von insgesamt 22.000 Besuchern, davon 1.000 Journalisten und weiteren 2.600 digital teilnehmenden Journalisten. Mit einer geschätzten Reichweite von 350 Millionen Personen und 800.000 Posts, die #watchesandwonders auf verschiedenen Social-Media-Plattformen und anderen digitalen Kanälen erwähnen, stellt Watches & Wonders sicher, dass die feine Uhrmacherei eine große internationales Echo erfährt.
Die Watches & Wonders präsentiert sich in einem deutlich anderen Format als die SIHH. War die Vorgängermesse exklusiv von Ausstellern geprägt, welche dem Richemont-Konzern angehören oder zumindest nahestanden, so beherbergt die Watches & Wonders nun auch unmittelbare Wettbewerber zu den Marken des Richemont-Konzerns.
Nicht nur die Crème de la Crème, wie Patek Philippe und Rolex, geben sich auf der Watches & Wonders die Ehre, auch LVMH mit den Marken TAG Heuer, Hublot und Zenith ist nun vertreten. Was zu Zeiten der SIHH noch undenkbar und ein klares No Go war, ist jetzt möglich. Und das ist auch gut so.
Leider sind jedoch weder die Swatch Group mit ihren Top-Marken, noch andere hochstehende Maisons, wie beispielsweise Audemars Piguet, vertreten. AP hat sich aus dem Messegeschehen bedauerlicherweise einstweilen völlig zurückgezogen und geht in der Kommunikation eigene Wege.
Und Kommunikation ist das Stichwort, dem wir ein paar Gedanken schenken möchten.
Die politischen Entscheidungen haben während der Corona-Pandemie, die in manchen Köpfen und Regionen – siehe aktuell China – noch immer nicht beendet zu sein scheint, Präsenzveranstaltungen unmöglich gemacht. Und in der Not entwickeln und geschehen bekanntlich bisweilen ungewöhnliche bzw. unerwartete Dinge. Die meisten Hersteller von Luxusuhren, die sich konsequent der Mechanik verschrieben haben und der digitalen Welt daher eher behutsam und zögerlich gefolgt sind – ganz im Gegensatz zu Anbietern von von smarten Uhren – haben in Sachen Digitalisierung einen erstaunlichen Aufholprozess gestartet und erfolgreich etabliert.
Waren physische Treffen nicht mehr oder nur noch sehr erschwert möglich, so wurden Zug um Zug digitale Kanäle in Form von Zoom- oder Team-Meetings sowie Webinare eingerichtet, um den Kontakt zum Kunden und zum Fachpublikum weiter zu pflegen und nicht abreißen zu lassen.
Infolge dessen hat auch die Watches & Wonders bereits im Vorjahr, als die Messe in physischer Form nicht stattfinden konnte, erstmals ein vollständig digitales Format aufgesetzt.
Das haben wir uns damals (noch) nicht zu eigen gemacht. Die Erinnerungen an die vielen persönlichen Treffen, die Begeisterung für das Produkt und die damit verbundenen Emotionen waren für uns noch viel zu präsent, als dass wir dies einfach der Kühle und Distanz der digitalen Welt überlassen wollten. Also haben wir die Füße eine Weile still gehalten, um zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln.
Und sie haben sich – nach unserer Einschätzung – überwiegend positiv entwickelt. Die Präsenzmesse ist zurück, und da die Schweiz – im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern Mut bewies – schon etliche Wochen vor Messebeginn nahezu alle Corona-Restriktionen aufzuheben, konnte die Messe auch wieder so stattfinden, wie wir das aus der Vergangenheit kannten. Mit Masken verhüllte Gesichter waren kaum noch anzutreffen. Ein freundliches Lächeln und die durchweg gut gelaunten Gesichter waren wieder sichtbar. So konnten endlich wieder zwischenmenschliche Gesten ausgetauscht werden.
Gleichzeitig hat die Watches & Wonders aber auch das digitale Format weiterentwickelt und so eine hochkarätige hybride Veranstaltung möglich gemacht. Und Hybrid ist ganz etwas anderes wie 100% digital.
Da wir Genf, wie auch die Palexpo als Messestandort aus zahlreichen vorangegangenen Besuchen sehr gut kennen, haben wir uns – entgegen der ursprünglichen Skepsis und Absicht – erstmals für das digitale Format entschieden.
Und nach insgesamt – für uns virtuellen – 7 Messtagen waren wir nicht nur sehr zufrieden, sondern begeistert. Der Messeleitung kann ein großes Lob ausgesprochen werden für die hochprofessionelle Ausgestaltung dieses Formats. Für uns war es fast so, als wären wir vor Ort dabei. Was selbstredend nicht ersetzt werden konnte, sind die persönlichen Kontakte und Gespräche sowie der physische, sprich haptische Kontakt mit den präsentierten Preziosen.
Die Gestaltung der eigenen virtuellen Agenda erfolgte ganz individuell. Pünktlich um 8.00 begann jeden Morgen als Kick-Off die Morning Show und der Tag endete um 18.30 Uhr mit der Late Show und einer Zusammenfassung des Tages. Dazwischen konnten Produktpräsentationen der Hersteller gebucht und begleitet werden, aber auch Presseveranstaltungen, mit der Möglichkeit per Chat Fragen zu stellen, sowie der Besuch von Panel-Diskussionen über für die Branche wichtige Themen und Fragestellungen.
Das führte zu einer insgesamt hervorragenden Übersicht über das Marktgeschehen im Allgemeinen und die aktuellen Trends des Jahres 2022 im Besonderen.
Das Interesse an hochwertigen mechanischen Uhren ist ohne jeglichen Zweifel zurück und die Branche hat die Zeit der Pandemie genutzt, sich weiterzuentwickeln, herausragende neue Produkte zu schaffen und nun einem interessierten Publikum vorzustellen.
Fachpublikum und Journalisten aus aller Welt waren zahlreich vertreten und verliehen ihrer Begeisterung über die Messe und ihren Verlauf in zahlreichen Interviews Ausdruck.
Insgesamt waren 38 Top-Marken vertreten. Davon versammelten sich 14 zumeist konzernunabhängige Marken im sogenannten Carré des Horlogers.
Die Gestaltung und optische Aufmachung der Messe erinnerte in Teilen an die SIHH und in Teilen an die Baselworld. Im Eingangsbereich hatten Patek Philippe und Rolex ihre aus Basel bekannten eindrucksvollen Stände mit nach Genf gebracht.
Auch Tudor und Chopard zeigten mit dem aus Basel bekannten Auftritt ihre Präsenz.
Die überwiegende Mehrzahl der Aussteller hat sich in das einheitliche Gesicht der ehemaligen SIHH eingefügt. In Gestalt weitläufiger Arkaden präsentieren sich dann hinter dem jeweiligen Eingangsbereich die individualisierten Messestände.
Von den insgesamt 38 ausstellenden Uhrenmarken haben wir es in den insgesamt 7 Messetagen geschafft, bei 34 Marken den Präsentationen bzw. Presseterminen und/oder Podiumsdiskussionen zu folgen. Im Rahmen einer physischen Teilnahme wäre dieses Programm niemals zu schaffen gewesen.
Aus diesem immensen Pensum heraus konnten wir umfassende Eindrücke mitnehmen, die es uns erlauben, die aktuellen Trends der Branche zu identifizieren und zu bewerten. Jedoch muss – wie bereits eingangs erwähnt – betont werden, dass die Watches & Wonders Uhren im oberen und obersten Preissegment abbildet. Die Frage, ob sich die von uns erkannten Trends auch auf die mittleren und unteren Preisklassen übertragen lassen, kann insofern nur mit einer gewissen Einschränkung beantwortet werden.
Ungewöhnliche Komplikationen
Uhren mit aufwendigen und komplexen Komplikationen waren für die hohe Schule der Uhrmacherei schon immer eine besondere Herausforderung. Und so sind der Phantasie auch nahezu keine Grenzen gesetzt. Der engagierte und gut informierte Uhrenaficionado ist immer wieder von Neuem fasziniert, zu sehen und zu erleben, was es an Innovationen zu berichten gibt.
Wir folgen nun den aktuellen Trends und greifen einige, aus unserer Sicht besonders eindrucksvolle und faszinierende Beispiele heraus.
Dabei sind es nicht nur die großen und finanzstarken Maison, die Überraschendes zu bieten haben, sondern gerade auch die kleineren, weniger bekannten Marken.
Der Doppelchronograph
Der Doppelchronograph von Cyrus mit 2 unabhängig voneinander arbeitenden Säulenrad-Chronographen, zu betätigen mit je einem Mono-Pusher auf der linken und rechten Seite. Wie das Akronym DICE (Double Independent Chronograph Evolution) erklärt, lassen sich damit, zwei kurze Intervalle unabhängig voneinander messen, auch mit unterschiedlichen Startzeiten. Dies tritt beispielsweise bei Rennen wie Marathons oder Biathlons auf, bei denen die Startzeit für jeden Läufer unterschiedlich sein kann, oder bei Auto-Rallyes, bei denen es üblich ist, zwei unabhängige Chronographen zu verwenden.
Uhren mit digitaler Zeitanzeige
Die T500 von Rebellion besticht nicht nur mit einer außergewöhnlichen, voll digital anzeigenden Werkekonstruktion, sondern auch mit einer gigantischen Gangreserve von 500 Stunden, was knapp 3 Wochen entspricht.
Ein Uhrwerk, welches in einer Schutzgasatmosphäre betrieben wird
Der neue Montblanc Chronograph mit der Bezeichnung Geospere Zero Oxygen zeichnet sich dadurch aus, dass das Uhrwerk unter einer evakuierten von Sauerstoff befreiten Schutzgasatmosphäre in das Gehäuse eingeschalt wird, sich im Inneren der Uhr also kein Sauerstoff und keine Feuchtigkeit mehr befindet. Ausdünstungen, wie Fogging oder gar das Beschlagen des Glases von innen sind so ausgeschlossen und könnten sonst die Ablesbarkeit bei extremen Temperaturschwankungen beeinträchtigen. Der Extrembergsteiger Nimsdai Purja wird diesen Zeitmesser während der in Kürze bevorstehenden Mount Everest-Expedition am Handgelenk tragen und ausgiebig testen.
Innovative Werkekonstruktionen
Werke mit automatischem Aufzug mittels Mikrorotor
Der in die Werkekonstruktion integrierte Mikrorotor ermöglicht eine flachere Bauweise als aufgesetzte vollflächige Aufzugsrotoren. Diese 1957 erstmals von den Firmen Buren und Universal Genève präsentierte Technologie wurde von zahlreichen Uhrenherstellern wiederentdeckt und in ihren neu vorgestellten Modellen präsentiert. Nachfolgend einige prominente Beispiele dazu.
Die neue Eagle Flying Tourbillon aus dem Hause Chopard ist eine elegante Uhr für den Alltag in sportlicher Optik, ausgestattet mit einem flachbauenden Manufakturwerk mit Tourbillon und ins Werk eingelassenem Mikrorotor.
Auch die von Panerai vorgestellte hochkomplexe Luminor Goldtech Calendro Perpetuo mit ewigem Kalender verfügt über einen ins Werk integrierten Mikrorotor.
Die Kombination des Jahreskalenders mit der Travel Time Funktion stellt eine besondere Herausforderung dar. Dabei sollte die Datumsanzeige stets mit der jeweiligen Ortszeit übereinstimmen, also der Uhrzeit jenes Ortes, wo sich der Träger der Uhr gerade aufhält. Deshalb wird im neuen Uhrwerk, Kaliber 31-260 der Jahreskalender durch die Travel Time Funktion gesteuert. Der Mikrorotor erlaubt auch bei diesem Modell eine vergleichsweise flache Bauweise.
Tourbillon mit zylindrischer Unruhfeder
Das Modell Pioneer Cylindrical Tourbillon Skeleton ist, entgegen der üblichen Bauart nicht mit einer spiralförmigen, sondern einer zylindrisch geformten Unruhfeder versehen. Diese extrem schwierig herstellbare Form wurde erstmals 2018 von der Precision Engineering AG, einem zur Moser Holding gehörenden Zulieferer, präsentiert.
Gravitationsausgleich mittels harmonischer Hemmung
Die kleine, aber feine Premium-Marke aus dem nördlicheren Teil des Schweizer Jura präsentiert ein Uhrwerk mit einer einzigartigen Hemmung. Zwei um 180 Grad versetzt schwingende, jedoch mechanisch gekoppelte Hemmungssysteme drehen sich um die eigene Achse, um so zu jedem Zeitpunkt den Einfluss der Schwerkraft auf das Gangergebnis zu kompensieren.
Der Harmonische Oszillator von Rudis Sylva garantiert eine noch höhere Ganggenauigkeit wie ein konventionelles Tourbillon.
Skelettierte Werke
Uhren mit skelettierten Werken erleben geradezu eine Renaissance. Kaum ein Hersteller, der diesem wiederentdeckten Trend nicht folgt. Die gestalterischen Möglichkeiten dabei sind nahezu unbegrenzt.
Bei der Neuerscheinung Orbit aus dem Hause Armin Strom weist ein zentraler Zeiger auf die Zahlen von 1 bis 31 auf der Lünette. Mittels eines Drücker auf der linken Gehäuseseite springt der Zeiger zu der Ziffer, die dem tagesaktuellen Datum entspricht. Durch erneutes Drücken springt der Zeiger augenblicklich wieder auf die Nullposition zurück und stört so nicht die Ablesbarkeit der Uhrzeit.
Der Schleppzeigerchronograph von Czapek präsentiert die gesamte Komplexität der aufwendigen Rattrapante-Konstruktion mit der man Zwischenzeiten messen kann in einer überaus ästhetisch anmutenden Form der Skelettierung. Das maßgeblich beim Spezialisten Chronode in Le Locle entwickelte Schaltradkaliber SHX6 stellt den Ablauf der Mechanik gut sichtbar zur Schau.
Uhrmacherische Perfektion „Made in Japan“
Dass auch in Japan Uhrmacherei auf höchstem Niveau praktiziert wird, zeigt Grand Seiko mit dem neuen Modell KoDo – zu deutsch Herzschlag. Das fliegende Tourbillon wird von einem Konstantkraft-Mechanismus mit der notwendigen Energie versorgt. Technische Perfektion und Verarbeitung sind dabei über jeden Zweifel erhaben. Die Skelettierung erlaubt dabei tiefe Einblicke in die aufwendige Konstruktion des Uhrwerks.
Ein Designerstück und optischer Genuss
In traditioneller Parmigiani-Manier ist die neue Tonda PF Skeleton voll subtiler Details und ein Stück beeindruckender Uhrmacherkunst. Es ging bei dieser Kreation weniger darum, bestimmte technische Details sichtbar zu machen, nein, hier hatte zweifelsohne der Designer das Sagen und hat eine Uhr geschaffen, bei der es heißt: Function follows Design.
Ein uhrmacherischer Leckerbissen mit Genfer Punze
Roger Dubuis, bekannt für skelettierte Uhren mit dem markentypischen Stern im Werk, zeigt mit der Excalibur Monobalancier ein Modell, gefertigt aus der hauseigenen Rotgoldlegierung Eon Gold.
Die Excalibur verfügt über einen Mikrorotor bei 11 Uhr. Der kleine Rotor selbst ist dabei ein Bestandteil der vollständigen Skelettierung des Werkes.
Roger Dubuis ist eines der ganz wenigen Unternehmen, welches seine Uhrwerke mit dem «Poinçon de Genève» versehen darf.
Farbige Gehäuse und innovative Gehäusematerialien
Weiße Keramik
Die besonderen Erkennungszeichen der Chanel J12, welche Chanel zur als Luxussportuhr auf den Markt gebracht hat, sind schwarze oder weiße Keramik für Gehäuse und Band, eine drehbare Lünette aus dem gleichen Material und ein puristisches Zifferblatt. Nun kommt ein neu konstruiertes Kaliber für die 33-Millimeter-Ausführung zum Einsatz, welches in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Werkespezialisten Kenissi in Le Locle entstand, einem Unternehmen, welches 2016 von der Rolex-Tochter Tudor gegründet wurde.
Farbiger Saphir
Im Streben nach der perfekten Fusion von Uhrwerk und Gehäuse haben die Ingenieure und Chemiker von Hublot ein transparentes Material erforscht und entwickelt, das das Herz der Uhr offenbart und gleichzeitig robust genug ist, um den Mechanismus wirksam zu schützen. So wurde die Uhrenmanufaktur Experte für synthetischen Saphir – ein Material, mit dem sie in der Uhrmacherei einzigartige ästhetische Effekte erzielt und jede Uhr zu einem Kunstwerk macht
Das Uhrwerk, stellt in Bezug auf seine Architektur eine absolute Neuheit dar. Auf der Seite des Zifferblatts weist das neue Kaliber einen Mikrorotor und drei Brücken aus Saphirglas auf. Ein neuartiger Aufbau und eine technische Herausforderung, die die Ästhetik des Tourbillons und sein modernes Design unterstreichen.
Ceratanium
Das von IWC entwickelte Material Ceratanium® überzeugt nicht nur mit seinen hervorragenden Eigenschaften, sondern auch mit der einzigartigen, mattschwarzen Farbe. Der metallische Farbton Ceratanium® entsteht während der Behandlung der Komponenten im Brennofen an der Oberfläche des Materials. Die Leichtigkeit und Robustheit von Titan, kombiniert mit einer Härte und Kratzfestigkeit ähnlich der von Keramik.
Die Uhr als unverwechselbares Schmuckstück
Das IMPERIALE Flying Tourbillon ist eine auf acht Stück limitierte Edition, die exklusiv in Chopard-Boutiquen erhältlich ist. Das 36-mm-Gehäuse aus edlem 18-karätigem Weißgold mit Diamantbesatz beherbergt ein Aventurin-Zifferblatt, das wunderschön mit einer Lotosblüte aus Perlmutt-Intarsien „bestickt“ ist. Darin eingebettet ist das L.U.C-Kaliber 96.24-C, das mit einer Stoppsekundenfunktion und Chopard Twin-Technologie ausgestattet ist, die dafür sorgt, dass die Uhr eine Gangreserve von 65 Stunden hat.
Selbst der ins Werk integrierte Mikrorotor weist einen Diamantbesatz auf.
Eine der interessantesten Neuerscheinungen von TAG Heuer auf der Watches & Wonders war die neue TAG-Heuer Carrera Plasma Diamant mit im Labor gezüchteten Diamanten.
Die Einbettung dieser polykristallinen künstlichen Diamanten auf dem gesamten Zifferblatt und den Gehäuseflanken ist einzigartig. Den optischen Höhepunkt bildet schließlich die Krone, welche aus einem massiven 2,5-Karat-Diamant gefertigt wurde.
Neu aufgelegte Vintage-Modelle
1942 lancierte Angelus eine zu dieser Zeit komplexe und ungewöhnliche Uhr, die Chronodate. Die Uhr kombinierte einen Bi-Compax-Chronographen mit einer Datumsanzeige mittels Zeiger. Nach einer 80-jährigen Pause bringt Angelus den Geist dieser berühmten Chronodate mit einem komplett überarbeiteten, zeitgemäßen neuen Look zurück.
Zenith greift mit der überarbeiteten Chronomaster Open die Tradition des Open-Heart Uhrwerke unter Verwendung des legendären Kalibers El Primero wieder auf und kombiniert diese Remineszenz aber gleichzeitig mit der Innovation, die Zeit auf 1/10 Sekunden genau abnehmen zu können, indem der zentrale Stop-Zeiger das Zifferblatt nicht in 60, sondern bereits nach 10 Sekunden umrundet und so eine ungleich größere Auflösung und Ablesegenauigkeit ermöglicht .
Der Chronomètre FB 2RSM.1 von Ferdinand Berthoud ist eine Remineszenz an hochpräzise Marinechronometer. Die große zentrale springende Sekunde bildet neben der digitalen Anzeige der Stunden und der Minuten auf dem kleinen Hilfszifferblatt die Zifferblattgestaltung dieser antiken Zeitmesser nach.
Das Tourbillon bezieht seine Energie aus einem Konstantkraft Mechanismus, der über die gesamte Gangautonomie für eine gleichbleibende Ganggenauigkeit sorgt.
Mit der Tank de Chinoise hat Cartier die Tradition der erstmals 1917 erschienen Modellreihe Tank neu belebt. Die waagerechten Balken am oberen und unteren Rand des Gehäuses sollen die Säulengänge chinesischer Tempel nachahmen.
Sportlich elegante Tool-Watches
Rolex präsentierte die Neuauflage der Air-King, einer robusten Gebrauchsuhr für den Alltag, gepaart mit einer Hommage an die frühen Tage der Luftfahrt.
Tudor präsentierte die neue Black Bay Pro mit dem hauseigenen Kaliber MT5652 und einer Gehäusegröße von 39 mm, dem Trend nach wieder etwas kleineren Durchmessern folgend.
Auch die Uhrenmanufaktur A.Lange & Söhne aus Glashütte hat den Trend zur sportlichen Tool-Watch aufgegriffen und interpretiert diesen auf ihre Art in Form der Odysee titanium mit ultraleichtem Gehäuse aus Titan und dem Lange typischen Großdatum.
Der Trend zu Vintage-Modellen wird weiterhin gepflegt, gleichzeitig zeichnet sich aber ein neuer Trend hin zu technischen und stilistischen Innovationen ab. Dabei ist keine eindeutige Trennung mehr zwischen zwischen Damen- und Herrenuhren gegeben. Die gebotene Vielfalt und die sich wieder reduzierenden Gehäusedurchmesser erlauben es Damen wie auch Herren gleiche Modelle zu tragen.
Transparenz
Das Thema Transparenz ist ein Begriff mit dem sich die Uhrmacherei zunehmend auseinandersetzen muss. Die Zeiten der vollständigen Diskretion scheinen vorbei zu sein. Der Kunde fordert mehr Einblick in Beschaffenheit und Herkunft nicht nur der kompletten Uhr, sondern immer mehr auch ihrer Bestandteile, so wie er es von Lebensmitteln und anderen Produkten des täglichen Lebens her kennt. So erfährt man zusehends mehr über die verwendeten Uhrwerke und im Rahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion auch über Materialien und deren Herkunft.
Nachhaltigkeit
Nahezu alle Anbieter beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit, in z.T. unterschiedlichen Ausprägungen. Chopard z.B. lobt u.a. die ausschließliche Verwendung von sog. ethischem Gold aus, welches garantiert aus Goldminen stammt, die fairmined zertifiziert sind und unter staatlicher Aufsicht arbeiten.
Andere Hersteller bemühen sich um den CO2-neutralen Betrieb ihrer Fertigung, wieder andere erzählen von der Verwendung recycelter Materialien zur Herstellung von Armbändern. Das Interesse der Kunden, Produkte zu erwerben, die nachhaltig erzeugt wurden, nimmt weiter zu. Der Druck auf die Hersteller wächst.
Am treffendsten hat es jedoch der CEO von Zenith, Julian Tornare, formuliert. Mit dem Erwerb einer hochwertigen mechanischen Uhr bekommt der Kunde einen Zeitmesser, der Jahrzehnte, ja Jahrhunderte überdauern kann, wie viele heute noch einwandfrei funktionierende antike Stücke eindrucksvoll beweisen. Ein langlebigeres und damit nachhaltigeres Produkt gibt es eigentlich nicht.
Komplizierte Tischuhren
Abschließend widmen wir uns noch ganz kurz dem Thema Tischuhren und komplexe Spieluhren. Diese sind seit jeher ein traditionelles Feld der klassischen Uhrmacherei. Bieten diese aufgrund ihrer Größe nochmals ganz andere Möglichkeiten, komplizierteste Mechanismen zu schaffen als dies in einer Armbanduhr je möglich wäre.
Wir greifen zwei besonders herausragende Beispiele heraus
Der Schweizer Ingenieur Jean-Léon Reutter (1899-1971) erfand die Atmos im Jahr 1928. Jaeger-LeCoultre kaufte kurz darauf die Patente. Seit der Version von 1945 baut das Unternehmen die sogenannte atmosphärische Uhr – daher der Name – fast unverändert. Aus der Sicht von Physikern ist die Atmos eine Wärmekraftmaschine.
Die legendäre Atmos von Jaeger-LeCoultre bekommt weiteren Familienzuwachs. Mit dem Modell Tellurium übeträgt JLC seine Kompetenz im Bau von astronomischen Uhren auf die Atmos. Mit dem Kaliber 590 dreht sich unser Planet Erde in 24 Stunden um sich selbst, wird vom umlaufenden Mond in einem Monat umrundet und das ganze Gestirn dreht sich einmal im Jahr um die Sonne, die vom Zeigermittelpunkt aus mit ihren Strahlen deutlich sichtbar ist. Die Energie für den Betrieb des Uhrwerks bezieht auch dieses Modell aus der Luft. Eine Temperaturschwankung von nur einem Grad genügt für eine Gangautonomie von 48 Stunden.
Van Cleef & Arpels stellte die Spieluhr „Fontaine ausx Oiseaux“ vor. Die Einmaligkeit und Schönheit dieses mechanischen Wunderwerkes der Uhrmacherei lässt sich mit Worten und Bildern kaum beschreiben. Dazu bedarf es eines kurzen Videos.
Schlussbemerkung
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die neu gestaltete Watches & Wonders ein voller Erfolg war; hinsichtlich der anwesenden Aussteller und der vorgestellten Neuheiten, aber auch die Form der Messe als professionell gestaltete hybride Veranstaltung.
Die Zahl der Besucher lag mit 22.000 in etwa auf dem Niveau der früheren SIHH. Das ist angesichts der in einigen Ländern immer noch geltenden Reisebeschränkungen und den damit einhergehenden Unsicherheiten ein sehr gutes Ergebnis. Die Baselworld, welche in ihren besten Zeiten bei rund 1.500 Ausstellern über 150.000 Besucher anlocken konnte, spielte diesbezüglich jedoch in einer anderen Liga.
Insofern nimmt man dann doch ein paar Fragestellungen mit nach Hause. Die Watches & Wonders ist zweifellos zu einer gelungenen Aufwertung der SIHH geworden ist, kann im aktuellen Format jedoch niemals ein Ersatz für die Baselworld sein. Das ist für den Uhrenstandort Schweiz nun eine offene Flanke. Einige Schweizer Hersteller machten den Versuch auf die neu eingerichtete und parallel stattfindende Messe „Time to Watches“ auszuweichen bzw. sich auf der Inhorgenta in München einzufinden. Die Reichweite dieser beiden Messen kommt in dieser Disziplin jedoch nicht ansatzweise an jene der ehemaligen Baselworld heran.
Insofern darf man gespannt in die Zukunft blicken, ob und ggfs. in welcher Form sich diese Lücke wieder schließt.
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