Unser Besuch auf der Inhorgenta Munich 2023 – Teil 2

In Teil 1 unseres Besuchs der Inhorgenta 2023 in München haben wir die Marken Aristo Vollmer, Botta Design, Bulova, Casio, Frederique Constant, Garmin, Jaques Lemans und Junghans besucht.

In Teil 2 setzen wir die Exkursion fort und berichten über die Firmen Meistersinger, Mühle Glashütte, Orient, Pierre Lannier, PointTec (mit den Marken Bauhaus, Iron Annie, Ruhla und Zeppelin), Seiko, Alexander Shorokhoff sowie Last but not Least Vostok Europe.

Neben Botta Design ist mit Meistersinger ein weiterer Aussteller auf der Inhorgenta, der als einer der Pioniere mit Einzeigeruhren in verschiedenen Formaten, Designs und technischer Ausstattung aufwarten kann.

Inhorgenta 2023 - MeisterSinger, Perigraph 38mm – Weiß
MeisterSinger, Perigraph 38mm – Weiß

 

MeisterSinger, Sondermodell, Astroscope, One of 200, S-AS902Y

Auch hier geht der Trend zu höherwertigen Ausführungen, was sich leider auch in der Preisgestaltung niederschlägt.

 

Die Traditionsmarke Mühle aus Glashütte zählt als Aussteller mittlerweile zur festen Größe auf der Inhorgenta.

Mühle Glashütte: Teutonia IV Mondphase GOLD

Die Uhren bestechen immer wieder durch ihr klares Design mit hohem Wiedererkennungswert sowie einer makellosen Materialauswahl und Verarbeitung.
Besonders beeindruckend die überarbeitete S.A.R. Mission-Timer mit Gehäuse aus Titan und 50 bar Druckfestigkeit. Die Uhr wirkt am Handgelenk – trotz ihrer robusten Ausführung – ausgesprochen elegant und kann bei jeder Gelegenheit getragen werden.

Mühle Glashütte, S.A.R. Mission-Timer TITAN

 

Ebenfalls wieder mit dabei, in diesem Jahr jedoch mit deutlich vergrößerten Stand die – mittlerweile zum Seiko Epson Konzern gehörende – japanische Traditionsmarke Orient sowie das Premium-Label Orient Star.

Orient Star, Diver 1964 1st Edition – Referenz: RE-AU0502S

Beide Marken sind dafür bekannt, hochwertige Uhren zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Der deutsche Markt wurde jedoch über viele Jahre vernachlässigt, was sich jetzt wieder ändern soll.

Orient Star Skeleton Referenz RE-AZ0101N mit dem neuen Handaufzugskaliber F8B61

 

Neben deutschen, Schweizer und japanischen Marken, kamen an einem Gemeinschaftsstand aus Frankreich auch insgesamt 9 französische Anbieter zusammen. Wir haben uns bei Pierre Lannier etwas näher umgesehen. Pierre Lannier reklamiert für sich, in Frankreich der größte Anbieter von hochwertigen mechanischen Uhren im Preissegment bis € 500 zu sein.

Gut gefallen haben uns die voll im Trend befindlichen skelettierten Modelle. Und eine Uhr, Fabriqué en France zu besitzen, ist schließlich auch nicht ganz alltäglich.

 

Firma PointTec mit den Marken, Zeppelin, Iron Annie, Bauhaus, Bauhaus Aviation und neuerdings auch Ruhla, gehört zu den festen Größen auf der Inhorgenta. Willi Birk, der Gründer und Eigentümer von PointTec lässt nach der vollständigen Übernahme der Produktionsstätten in Ruhla (Thüringen) nun den traditionsreichen Namen Ruhla wieder aufleben.

Ruhla Space Control Automatic „Sigmund Jähn 1978”

 

Ruhla NVA Kommando Minentaucher Automatic

Mit zahlreichen neuen Modellen knüpft PointTec an die einstigen Erfolge der Marke an.
Weiter ausgebaut und gepflegt werden auch die Kollektionen der Marke Zeppelin. Dabei gefallen uns ganz besonders die neuen Modelle mit dem innovativen Kaliber Miyota 7095, das eine sehr einfach zu handhabende GMT-Funktion mitbringt. PointTec bietet die Uhr zudem zu einem für eine GMT konkurrenzlos günstigen Preis an. Damit signalisiert PointTec ganz klar: Es muss nicht alles immer nur teurer und unerschwinglicher werden; es geht eben auch anders!

Zeppelin Atlantic Automatik mit GMT (Ref. 84681)

Auch der erfolgreiche Regulateur wird abermals optimiert. Dadurch, dass Sellita mit dem neuen SW266 ein Werk aufgelegt hat, welches diese Funktion ohne Zusatzmodul realisiert, konnte der Preis für den Endkunden um € 300.- auf unter €1.000.- reduziert werden.

bauhaus regulator

Auch an diesem Beispiel zeigt sich, dass es sehr wohl möglich ist, die Preise im Rahmen des Möglichen zu halten.

 

Das ist bei SEIKO leider weniger der Fall. In dem Maße, in dem SEIKO begonnen hat, höherwertige Modelle auf den Markt zu bringen, kennen auch die Preise nur noch eine Richtung und stehen damit in direktem Wettbewerb mit höherpreisigen Schweizer Marken.

SEIKO, King Seiko

Die Marke Grand SEIKO wird neuerdings völlig eigenständig geführt und war auf der Inhorgenta nicht vertreten, sondern wird auf der Watches & Wonders in Genf anzutreffen sein.

SEIKO, Presage SPB359

Besonders gut gefiel uns das Jubiläumsmodell Presage SPB359, welches als Neuauflage zum 110. Geburtstag der ersten Armbanduhr von 1913 vorgestellt wurde, die damals unter dem Namen „Laurel“ auf den Markt kam.

SEIKO Prospex Divers SUMO Solar GMT, Referenz SFK003J1

 

Alexander Shorokhoff hat sich mit seinem Slogan „Art on the Wrist“ bereits vor Jahren einen Namen gemacht. Und seine Ideen für immer neue Designs erscheinen keine Limits zu kennen.

Ein neues Modell aus der Avantgarde-Linie der Uhrenmanufaktur Alexander Shorokhoff

Das gilt für die Gestaltung der Uhren selbst wie auch die aufwendige Veredelung der Uhrwerke. Seine Uhren sind wirkliche Sammlerstücke und oftmals auch Unikate.

Alexander Shorokhoff, „STRAIGHT & CURVE“ (Ref. Nr. AS.V7-SC1)

Dort wo viele Großserienhersteller schon fast krampfhaft immer wieder mit limitierten Auflagen (Limited Edition) werben, ergibt sich die Limitierung bei Alexander Shorokhoff, schon wegen des künstlerischen Anspruchs, ganz von alleine.

Alexander Shorokhoff, Babylonian IV

 

Last but not Least besuchen wir noch den Stand von Vostok Europe. Die in Litauen gefertigten Uhren sind von großer Robustheit und für den harten Einsatz am Handgelenk konzipiert.

Vostok Europe Ceres Asteroid

Dennoch bringt Vostok Europe auch immer wieder stilistisch interessante Sondermodelle auf den Markt; diesmal die Modellreihe Ceres Asteroid mit Zifferblättern aus Meteorit-Gestein sowie das Modell Gelezinis Vilkas, welches dem Wappen (der eiserne Wolf) der Stadt Vilnius in Litauen gewidmet ist.

Vostok Europe, Gelezinis Vilkas

 

Conclusio:

Fassen wir unsere Eindrücke zusammen. Die 3 Messetage vergingen wie im Flug. Nach mehr als 2 Jahren sich erstmals wieder im traditionellen, analogen Format zu treffen, war bereits ein Highlight und hat einmal mehr gezeigt, dass Messen etwas Unersetzliches sind. Networking und der spontane Treff oder Informationsaustausch mit vielen bekannten Gesichtern lässt sich in digitaler Form nicht ansatzweise bewerkstelligen.

Das haben uns auch ausnahmslos alle Gesprächspartner bestätigt. Und nicht zuletzt ergibt das Look and Feel Erlebnis eine völlig andere Dimension als jede noch so perfekte 3D-Kameratechnik und -Animation, um die Preziosen ins richtige Licht zu rücken. Insofern war es ein Vergnügen wieder mit der eigenen Aufnahmelinse auf Objekt- und Motivsuche zu gehen und die beeindruckendsten Momente und Modelle festzuhalten.

Zahlreiche Aussteller haben die zurückliegende Zeit genutzt, sich neu gesammelt und viel Neues mit nach München gebracht.

Junghans, Meister fein Automatic

Zahlreiche farbenfrohe Modelle wurden gezeigt, auch von Herstellern, die sich in Sachen Farbe sonst eher etwas zurückhalten.

Grün ist das neue Blau und Rot eine Farbe, die ebenfalls immer mehr Gesicht zeigt und zwar nicht nur bei Modellen für die Damen, sondern durchaus auch für männliche Begleiter.

Eine gewisse Zeit lang konnte der Eindruck entstehen, die mechanische Uhr würde durch die Smartwatch in Bedrängnis geraten. Mittlerweile wissen wir, dass dies eher nicht der Fall ist. Gerade im Sinne der Nachhaltigkeit ist eine mechanische Uhr absolut unschlagbar. Sie kann jahrelang – bei Sammlern manchmal sogar jahrzehntelang – in der Schublade verweilen, ohne Schaden zu nehmen. Das elektronische Pendant wird irgendwann schon wegen des dann tiefentladenen Akkus zu einem Stück Elektroschrott.
Nicht viel anders sieht es bei Quarzuhren aus. Die Nachhaltigkeit ist auch hier schon wegen des immer wieder fälligen Batterietauschs eingeschränkt und hier findet denn auch die größte Substitution zur Smartwatch statt. Die Quarzuhr kann jedoch nach wie vor als Designelement punkten und wird häufig getragen, weniger um die Zeit abzulesen, sondern um dem gewählten Outfit noch eine zusätzliche Note mitzugeben.

Zahlreiche Hersteller haben sich an der Smartwatch versucht, einige sind gescheitert, oder haben aufgrund mangelnder Geschäftsergebnisse den Rückzug angetreten. Letztlich ist der Hype um die Smartwatch abgeklungen und der Versachlichung gewichen. Nur vergleichsweise wenige wirklich namhafte Anbieter sind übrig geblieben. Die Elektronik kennt auch an dieser Stelle kein Pardon. Nur die Besten und Schnellsten können sich langfristig am Markt behaupten.

Umso erfreulicher, dass die Rückbesinnung zur Mechanik bei vielen Ausstellern zu neuen Modelloffensiven mit interessanten Lösungen geführt hat. Da ETA als Werkelieferant für Drittkunden mittlerweile (weitgehend) ausfällt, haben Firma Sellita aus der Schweiz, aber auch japanische Werkelieferanten, wie Miyota oder Seiko Instruments, das Feld übernommen. Chinesische Werkehersteller sind noch eher selten anzutreffen, warten aber mit immer besserer Qualität auf. Letztlich wohl nur noch eine Frage Zeit, bis auch Hersteller wie z.B. Seagull mit ebenbürtigen Produkten aufwarten.

Neben einer Steigerung der Gangautonomie von zumeist 45 Std. auf 60 oder gar 70 Std. sind selbst bei preiswerteren Modellen bereits allerlei Komplikationen anzutreffen. Firma PointTec hat bei der Marke Zeppelin ein GMT-Modell für knapp unter € 500 im Portfolio, angetrieben von dem neu entwickelten Automatik-Kaliber Miyota 7095. Das kann mit Fug und Recht als kleine Sensation gewertet werden. Entsprechend groß ist die Nachfrage.

Aber auch Regulator und hochwertige Chronographen sind Evergreen; und Last but not Least Taucheruhren in allen erdenklichen Formen, Farben und Variationen.

Auf dem Weg zurück ins Parkhaus fällt auf, dass, mehr als in den Jahren zuvor, Fahrzeuge mit osteuropäischen Kennzeichen zu sehen sind. Polnische, Slowakische, Tschechische, Ungarische, Kroatische Kennzeichen, um nur einige zu nennen, sind zuhauf anzutreffen. Das ist ein bemerkenswertes Signal. Zeigt es doch, dass sich insbesondere im Osten Europas beträchtliche Wachstumspotenziale auftun. Diese gilt es zu erschließen und zu fördern.

So bleibt neben allem Positiven eigentlich nur der Wunsch an die Messeleitung, schon zu Ehren der kommenden Inhorgenta 2024, die im kommenden Jahr ihren 50. Geburtstag feiert, möglichst viele zusätzliche Aussteller – vornehmlich aus der Schweiz – zu motivieren, nach München zu kommen. Das Vakuum, welches die Baselworld schmerzhaft hinterlässt, sollte die Inhorgenta als Chance und Auftrag zugleich verstehen und die Lücke schließen.

 

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