Baselworld 2016: Besuch bei Deutschen Uhrenherstellern

Nach dem Besuch verschiedener Schweizer sowie internationaler Marken, bei dem wir auf zahlreiche interessante Neuerscheinungen gestoßen sind, aber auch auf einige, nicht wegzudiskutierende Probleme der allgemeinen Marktverfassung und damit Kaufzurückhaltung, beschäftigt uns die Frage, ob dies in ähnlichem Maße auch auf die Deutschen Uhrenhersteller zutrifft, oder ob dort, ähnlich wie in Deutschland selbst, derzeit eine vom sonstigen Marktgeschehen weitgehend abgekoppelte Sonderkonjunktur vorherrscht.

Wir möchten es gleich vorwegnehmen. Es scheint bei der überwiegenden Zahl der besuchten Unternehmen tatsächlich so zu sein.

Die Stärke des Schweizer Franken macht sich bei deutschen Herstellern nicht ganz so stark bemerkbar; zumindest nicht bei jenen Umfängen, die die in Deutschland erbrachte Wertschöpfung betreffen.

Der Rückgang in den asiatischen Märkten tangiert viele Deutsche Unternehmen ebenfalls kaum. Verschiedene Deutsche Marken sind in diesen Märkten längst nicht so stark vertreten, wie zahlreiche Schweizer Wettbewerber. Entsprechend geringer fällt der Effekt durch den Einbruch der Nachfrage in diesen Märkten aus. Viele Deutsche Marken bedienen nach wie vor intensiv den heimischen Markt und profitieren entsprechend stark von der dort gut laufenden Konjunktur.

Auch die bei einigen Schweizer Marken beklagte ungebremste Preisentwicklung in den letzten Jahren haben viele Deutsche Hersteller nicht in diesem Ausmaß für sich reklamiert; sich im Gegenteil sogar in sichtbarer Zurückhaltung geübt. Auch das kommt den Herstellern jetzt zugute.

Dass es für den ein oder anderen auch in Deutschland dennoch vielleicht nicht ganz rund laufen mag, liegt einerseits in der immer noch festzustellenden Neugründung oder Wiedereinführung von Marken, die der gesättigte Markt eigentlich weder benötigt noch aufnehmen kann. Insofern wird es hier noch zu  Bereinigungseffekten kommen.

Die Kunden haben heute eine größere Auswahl denn je und können das beste Produkt zum besten Preis wählen.

Um welche Produkte es sich hierbei handelt, sehen wir uns stellvertretend an einigen typischen Vertretern Deutscher Uhrmacherkunst an.

Beginnen wir mit der Premiummarke aus Glashütte schlechthin: Glashütte Original. Hervorgegangen aus den Glashütter Uhrenbetrieben (GUB) ist Glashütte Original neben A. Lange & Söhne heute die deutsche TOP-Marke höchster Begehrlichkeit. Das seit dem Jahr 2000 zur Swatch Group gehörende Unternehmen baut Uhren höchster Präzision und Komplexität und ist bei Uhrenfans und Sammlern in aller Welt eine geschätzte und gefragte Marke. Dabei ist der Auftritt von Bodenständigkeit und Nähe zum Kunden geprägt, was der Marke einen hohen Sympathiebonus beschert.

Die Nähe zum Kunden kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass nicht nur den High-End Modellen hohe Aufmerksamkeit zuteil wird, sondern auch die Einstiegsmodelle in vollem Umfang von der hohen uhrmacherischen Kompetenz profitieren. Um die Kundenerwartung in diesem Punkt weiter zu pflegen, wurde in Basel das neue Kaliber 36 vorgestellt, ein innovatives Manufakturkaliber, welches seine Premiere in der neuen Senator Excellence feiert.

Wesentliche Zielsetzungen bei der Entwicklung waren äußerste Stabilität im Gang der Uhr sowie in ihrer Verarbeitung, höchste Präzision, eine lange Laufzeit von 100 Stunden und eine zeitlos schöne Ästhetik.

Jede Uhr wird mit einem Zertifikat ausgeliefert, welches bestätigt, dass die Uhr den hohen Anforderungen hinsichtlich Stabilität, Laufzeit und Präzision im Gang entspricht.


Im Bild:
Optisch wunderschön veredeltes Kaliber 36 von Glashütte Original

Ebenfalls beeindruckend schön das Modell Senator Chronometer mit blauem Zifferblatt, welches durch die leichte Körnung eine samtige Struktur erhält und sich daraus eine ganz eigene Ästhetik entwickelt.

Die Gestaltung des Zifferblattes ist von den berühmten Marinechronometern der Vergangenheit inspiriert und verbindet sich mit zeitgenössischer Eleganz.

Das Handaufzugswerk, Kaliber 58-01 kommt mit klassischer Schraubenunruh und der typischen Glashütter ¾ Platine. Das fein ausgearbeitete und mit dreifach verschraubten Goldchatons bestückte Uhrwerk verfügt unter anderem über einen raffinierten Sekunden-Null-Stopp-Mechanismus, der beim Ziehen der Krone die Zeitanzeige arretiert, dabei den Sekundenanzeiger auf Null setzt und dort hält.

Jede Glashütte Original Senator Chronometer stellt ihre Qualität beim Deutschen Kalibrierdienst unter Beweis und erhält nach aufwendiger Prüfung der gesamten, verkaufsfertigen Uhr das begehrte Chronometer Zertifikat.

Aber auch die Damen haben Grund zur Freude und zwar an der überarbeiteten Lady Serenade.

Dort versieht weiterhin das bewährte Kaliber 39-22 seinen Dienst. Ausgestattet ist das Uhrwerk mit allen Merkmalen des traditionellen Glashütter Uhrenbaus, wie z.B. skelettiertem Rotor, Schwanenhals-Feinregulierung, Dreiviertelplatine, Glashütter Streifenschliff und Sonnenschliff.

Einen völlig anderen Ansatz wählt die Uhrenmanufaktur Alexander Shorokhoff zu Hause in Alzenau, nahe Aschaffenburg. Die Uhren aus der kleinen aber feinen Uhrenschmiede sind dem Titel „Art on the Wrist“ gewidmet. Damit wendet sich Alexander Shorokhoff an Uhrenliebhaber in aller Welt, die – abseits des Mainstream –  das Besondere suchen und sich damit klar abgrenzen und differenzieren möchten.


Dies zeigt sich mitunter schon daran, dass sich Alexander Shorokhoff nicht auf dem Messegelände der Baselworld einfindet, sondern, wie auch schon in den Jahren zuvor, etwas abseits auf deutscher Seite, in Weil am Rhein, im extravaganten Hadid Pavillon.

In den lichtdurchfluteten Ausstellungsräumen widmet Alexander Shorokhoff in diesem Jahr einen Teil seiner Kollektion dem Motto „RED“.


Die Farbe Rot wird dabei in unterschiedlichen Facetten aufgelegt. Im wesentlichen werden bestehende Modelle durch neu gestaltete Zifferblätter – in Rot versteht sich – neu interpretiert und verleihen den Uhren sogleich einen ganz anderen Charakter.


Im Bild:
Handaufzugschrono mit seltenem Kaliber 3133, rotem Zifferblatt und rotem Armband

Eine andere Form der Neuinterpretation ist der Einsatz eines rot eingefärbten Uhrglases bei der Automatikversion des Chronos. Hier kommt statt dem Handaufzugskaliber 3133 ein Uhrwerk in Modulbauweise vom Spezialisten Dubois-Dépraz zum Einsatz.

Ein ganz besonderer Leckerbissen ist das Damenmodell LA01 mit einem Zifferblatt aus rotem Perlmutt. Ein farblich darauf abgestimmtes rotes Lederband vervollkommnet diese ästhetische Komposition.

Die Inspiration und Ideen holt sich der Künstler, Designer und Eigentümer der Uhrenmanufaktur aus zeitgenössischer Kunst. Entsprechende Exponate untermalen die Philosophie des Hauses.

Aber nicht nur die am äußeren Erscheinungsbild der Uhren sichtbare Kunst machen die Uhren aus Alzenau begehrenswert, auch die inneren Werte überzeugen. So verwendet Alexander Shorokhoff neben bewährten Uhrwerken aus Schweizer Produktion auch noch solche aus russischer Produktion, die heute nicht mehr erhältlich sind, veredelt diese aufwendig und lässt so seltene Einzel- und Sammlerstücke entstehen.


Im Bild:
Alexander Shorokhoff Handaufzugschrono mit aufwendig veredeltem, seltenem Vintage Kaliber 3133

 

Ähnlich wie Alexander Shorokhoff verfährt auch Junghans. Unweit der Messe Basel, in einem kleinen Hotel, findet sich Junghans ein, um dort seine Gäste zur Präsentation der neuen Kollektion 2016 zu empfangen.

Für die bevorstehenden Sommermonate stellt Junghans neue Variationen des Designklassikers „max bill“ in frühlingshaften Pastelltönen vor. Strahlend weiße Armbänder bilden einen harmonischen Kontrast zu den sanften Farben der verschiedenen Zifferblätter: Zartes Rosé, eher kühles Blau oder ganz außergewöhnlich, erstmals ein honigfarbenes Zifferblatt. Mit 34 mm Durchmesser werden die max bill Handaufzug-Modelle, einst 1961 für Herren entworfen, heute auch von Frauen geschätzt und getragen.


Im Bild: Die weiterentwickelte Bauhauslinie mit Zifferblattfarben in Pastellfarben und weißem Armband

Eine ganz außergewöhnliche Uhr ist auch die neue Junghans Meister Pilot, eine Hommage an jene Uhr, mit der in den 50er Jahren die Piloten der Bundeswehr ausgestattet wurden. Damals noch mit dem Junghans eigenem Handaufzugskaliber J86 versehen, tut heute ein modernes Automatikwerk mit Chronographenmodul Dienst.


Im Bild:
Die neue Junghans Meister Pilot

Ebenfalls neu und alter Tradition verbunden, die Serie Junghans Meister Driver. Die Instrumente in den Armaturentafeln alter Automobile inspirierten die Designer bei der Gestaltung der Zifferblätter.


Im Bild:
Junghans Meister Driver Chronoscope

Das Design der neuen Meister Driver Chronoscope greift wichtige gestalterischen Elemente alter Klassiker der Automobilgeschichte auf. Das Zifferblatt erweckt jenen Charme, den die Instrumente eines Oldtimers versprühen.

 

Begeben wir uns zu einem Hersteller, der im Osten der Republik, in Glashütte, seine Heimat hat und lassen uns die Neuerscheinungen 2016 vorlegen. Moritz Grossmann, ein Unternehmen, welches 2008 neu gegründet wurde und auf eine herausragende Persönlichkeit im Deutschen Uhrenbau zurückgeht: Karl Moritz Grossmann.

Nach einer sehr bewegten Jugend und vielen Stationen im In- und Ausland gründete Moritz Grossmann 1854 in Glashütte eine Uhrenfabrik, die er bis zu seinem Tod 1885 leitete. Im Jahre 1866 gab er sein erstes literarisches Werk „Der freie Ankergang für Uhren. Praktische und theoretische Abhandlung“ heraus, das in London vom British Horological Institute preisgekrönt wurde und seinen Namen in der Fachwelt bekannt machte.

Dem hohen Anspruch folgend, stellt Moritz Grossmann heute hochwertige Luxus-Uhren im oberen Preissegment her. Bislang fanden ausschließlich Edelmetalle, Gold, Weißgold oder Platin für die Anfertigung der makellos verarbeiteten Gehäuse Verwendung. Für preissensiblere Kunden hat sich Moritz Grossmann entschlossen, nun auch Einstiegsmodelle im Gehäuse aus Edelstahl anzubieten.


Im Bild:
Moritz Grossmann, Modell „ATUM Pure“ in Edelstahl

Aber nicht nur die Gehäuse aus Edelstahl sind neu, auch die sonst so aufwendig veredelten Werke wurden für die Einstiegsmodelle entfeinert und nennen sich jetzt „Pure-Classic-Finish“.


Im Bild:
In direkter Gegenüberstellung das Kaliber 100.1 links in gewohnt aufwendiger Optik, rechts in der neuen „Pure-Classic-Finish“ genannten Optik

Ob das wirklich jedermanns Geschmack trifft, möchten wir dahingestellt lassen.

Interessant ist in jedem Fall noch das Modell ATUM mit teildurchsichtigen Zifferblatt.


Im Bild:
Modell ATUM M mit teiltransparenten Zifferblatt, links die Ausführung in DLC beschichteten Stahlgehäuse, rechts in poliertem Edelstahl

Die ATUM Pure M ist die wohl auffälligste Neuerscheinung unter den auf der Baselworld 2016 von Moritz Grossmann präsentierten Modellen, und sie vereint drei Neuigkeiten aus der Grossmann Manufaktur: die Ausführung in Stahl, das speziell dafür konzipierte Kaliber 201.0 im Pure-Classic-Finish sowie das partiell transparente Zifferblatt mit einem Einsatz aus hauchfein gewebten Stahlfäden.

 

Bleiben wir gedanklich in Glashütte und besuchen den Messestand von Mühle Glashütte. Ein Familienbetrieb, der in fünfter Generation von Thilo Mühle geführt wird und bis heute seiner Zielsetzung treu bleibt, hochwertige und robuste mechanische Uhren zu bezahlbaren Preisen anzubieten.

Als Neuerscheinungen stellte Mühle Glashütte die Modelle 29 mit Zeigerdatum, ProMare und die Edition Robert Mühle, ebenfalls mit Zeigerdatum auf der Messe in Basel vor.


Im Bild:
Die neue Linie „ProMare“. Von links der Chronograph, das elegante Damenmodell und die Herrenvariante

Die neue Uhrenlinie ProMare ist kompromisslos auf Funktionalität getrimmt, ohne dabei die Ästhetik zu vernachlässigen. Bis 30atm wassedicht und perfekt ablesbar. Beim 44mm großen Herrenmodell wurde zudem die Datumsanzeige mehr in Richtung Gehäuserand verlagert, was um bis zu 15% größere und damit deutlich besser ablesbare Ziffern ermöglichte. Das Damenmodell erhält mit einem Zifferblatt aus hochwertigem Perlmutt eine betont feminine Note.

Die bewährte Modellreihe 29 wird konsequent fortentwickelt und erhält ein Zeigerdatum.


Im Bild:
Mühle Glashütte Modell 29 mit Zeigerdatum

Last but not Least das mit hauseigenem Manufakturkaliber ausgestattete Modell Robert Mühle, welches zur 150 Jahrfeier des Unternehmens aufgelegt wurde. Jetzt ebenfalls mit Zeigerdatum, jedoch anders als beim Modell 29, nicht zentral, sondern dezentral bei 9 Uhr angeordnet.


Im Bild:
Modell Robert Mühle mit dezentralem Zeigerdatum bei 9 Uhr

Auch am Handgelenk macht die Robert Mühle eine ausgesprochen gute Figur.

 

Ein weiterer wichtiger Hersteller bezahlbarer Uhren aus Glashütte ist NOMOS. Das Unternehmen macht durch Innovationen und konsequente Erhöhung der eigenen Fertigungstiefe immer wieder von sich reden. Nomos ist mittlerweile einer der ganz wenigen, wenn nicht sogar der Hersteller in Deutschland schlechthin, der die größtmögliche Unabhängigkeit von Zulieferungen aus der Schweiz erreicht hat.

Angespornt durch die Verknappungsstrategie der Swatch Group nicht nur bei Uhrwerken, sondern auch Komponenten, wurde zuletzt eine NOMOS-eigene Hemmungsbaugruppe serienreif entwickelt und wird nunmehr in allen bei NOMOS eingesetzten Kalibern verwendet.


Im Bild:
Übersicht der Manufakturkaliber von NOMOS Glashütte

Der Entwicklungsleiter Mirko Heyne berichtete uns auf Nachfrage von einer absolut stabilen Fertigungsqualität und einer Reklamationsquote, die geringer ist als zu Zeiten des Fremdbezugs aus der Schweiz.

Initiiert durch das neue, vielbeachtete nur 3,2 mm hohe Kaliber DUW 3001 neomatik, hat Nomos nun das Reguliersystem überarbeitet und weiter verbessert. Dieses neue DUW-Reguliersystem, löst das bisherige Triovis-System ab und liefert höchste Präzision in Serie. Es erlaubt den NOMOS-Regleuren, die Position und das Spiel der Unruhspirale äußerst exakt einzustellen – ohne direkten Kontakt zur hauchfeinen und entsprechend empfindlichen Spirale.

Denn die wirksame Länge der Unruhspirale (und damit die Genauigkeit der Uhr) kann nun sehr effizient und komfortabel von oben justiert werden. Wie jedes Kaliber von NOMOS Glashütte wird das DUW 3001 zudem in sechs Lagen reguliert.

Nachdem das neue, extraflache Kaliber DUW 3001 nunmehr sukzessive in die bekannten Modellreihen von NOMOS Einzug hält, kommt jetzt auch noch das quadratisch gehaltene Modell Tetra als neomatik-Variante hinzu.

 

Im Bild: Die neue NOMOS Tetra neomatic, ausgestattet mit den flachen Kaliber DUW3001

 

Bleiben wir noch für einen Moment gedanklich in Sachsen. Bei Lang & Heyne gibt es zu dieser Messe zwar nichts spektakulär Neues, dafür aber eine interessante Weiterentwicklung, die wir nicht unerwähnt lassen möchten.

Das komplette Räderwerk der Lang & Heyne Kaliber wird künftig aus 14 kt Gold gefertigt. Damit werden alle Probleme etwaiger Korrosion oder Oxidation im Keim erstickt. Gleichzeitig nimmt die Härte zu und der Verschleiß ab. Still und heimlich eine wirkliche Produktaufwertung, ohne dass sich am Preis etwas ändert.

 

Wenden wir uns der Firma SINN aus Frankfurt zu. Der Hersteller hochwertiger und ebenfalls bezahlbarer Spezialuhren hat dieses Jahr zur Messe nach Basel gleich mehrere Neuerscheinungen und High-Lights mitgebracht.

Allen voran die neue SINN Meisterbund. Die auf insgesamt 55 Stück limitierte Uhr zeichnet sich durch größtmögliche Wertschöpfung deutschen Uhrenbaus aus. Das Gehäuse aus 18 kt Gold wird bei SUG in Glashütte gefertigt. Als Uhrwerk wird das Kaliber UWD 33.1 von den Uhrenwerken Dresden bezogen.


Das aus einer Neusilber-Legierung gefertigte Kaliber der UWD mit fliegendem Federhaus ist ein Musterbeispiel für innovativen Uhwerksbau. So besitzt die Uhr eine Gangreserve von 55 Stunden, wobei eine Ausregulierung des Ganges durch Drehen der Exzentergewichte im Unruhsystem erfolgt. Hiermit gleicht man außerdem die Unwucht im gesamten Schwingsystem der Uhr aus. Das Rückersystem wiederum bietet weitere sehr komfortable Möglichkeiten der Feinstellung.


Im Bild:
SINN Meisterbund I, auf 55 Stück limitiert

 


Im Bild:
SINN Meisterbund I, Rückansicht

Eine weitere beeindruckende Novität aus dem Hause SINN, der neue Schleppzeiger-Chronograph mit Schaltradsteuerung.

Das bewährte Großserienkaliber ETA/Valjoux 7750 wird beim Spezialisten La Joux Perret umfangreichen Veränderungen und Umbauten unterzogen.

Im Bild: Gut zu erkennen, etwas unterhalb der Krone das blau gefärbte Schaltrad

So muss die serienmäßige Kulissensteuerung einer präziseren Steuerung per Schaltrad weichen, zudem wird die Zusatzfunktion des Schleppzeigers integriert und über einen bei 8 Uhr positionierten, zusätzlichen Drücker ausgelöst wird.

Neben diesen zweifellos eleganten und von uhrmacherischen Meisterleistungen begleiteten neuen Modellen, beschreitet SINN aber auch abseits des Mainstreams durchaus etwas gewagteres Terrain.

Das etablierte Modell U1 wurde in einer weiteren „Camouflage“ genannten Edition vorgestellt. Das sehr eigenwillig gestaltete Zifferblatt benötigt sicher einen etwas anderen Geschmack.

Ebenfalls nicht trivial und mit dem Anspruch verbunden, bestehende und neue digitale Technologien miteinander zu verknüpfen, hat SINN ein Duales Bandsystem vorgestellt, mit dem sich eine wertbeständige, langlebige mechanische Uhr, zusammen mit einer Apple Watch am Handgelenk kombinieren lässt.

Ausführliche Details dazu sind in Teil 1 des Berichtes von der Baselworld 2016 zu finden.

 

Wir begeben uns zum Stand von Firma POINTtec aus Ismaning bei München. POINTtec ist Hersteller von Uhren der Marken JUNKERS, ZEPPELIN und Rosenthal. Alle drei Marken sind auch international ein Begriff und entsprechend etabliert. Auch hier gibt es eine ganze Reihe von Neuerungen zu bestaunen.

Der neue JUNKERS Regulateur folgt dem aktuellen Trend und bereichert die Modellreihe „Südamerika Expedition“ um ein hochwertiges und stilistisch sauber gezeichnetes Mechanikmodell.


Im Bild:
Der neue JUNKERS Regulateur

Die Serie JUNKERS F13 bekommt im Bereich der Damenuhren Zuwachs. Das hochwertige Zifferblatt aus echtem Perlmutt ist wahlweise auch in einem edlen Blauton erhältlich und vermittelt dabei eine gewollt frische Kühle.


Im Bild:
JUNKERS F13 Lady mit Zifferblatt aus blauem Perlmutt

Für Freunde nicht ganz alltäglicher Optik gibt es aus der Serie „F13 Eisvogel“ noch eine Automatikvariante mit kleiner Sekunde bei 9 Uhr. Das von JUNKERS eingesetzte Kaliber SW290 wird von Sellita bezogen.


Im Bild:
JUNKERS F13 Eisvogel mit Kaliber SW290 von Sellita, kleine Sekunde bei 9 „Uhr“

Unter der Marke ZEPPELIN ist der neue Chronograph mit Schaltradkaliber aus dem Hause SEIKO Instruments bemerkenswert.

Das Kaliber NE88 von SEIKO verfügt nicht nur über eine Schaltradsteuerung, sondern auch über eine vertikale Kupplung, die ein völlig ruckfreies Anlaufen des zentralen Stoppzeigers ermöglicht. Mit einem sehr scharf kalkulierten Einstiegspreis von 999 EURO zeigt Zeppelin dem Wettbewerb zudem – ganz zum Wohle des Kunden – was möglich ist.

Das ebenfalls neue Modell Zeppelin „Princess of the Sky“ spricht wiederum die Damenwelt an.

Mit einem filigran skelettierten Zifferblatt entstehen spannende Einblicke in das ebenfalls skelettierte Automatik-Kaliber, welches für dieses Modell vom japanischen Spezialisten Miyota zugeliefert wird.

Im Rahmen einer Pressekonferenz verkündet Zeppelin zudem die Zusammenarbeit mit Alain Robert als neuen Markenbotschafter, bekannt als Spiderman.


Im Bild:
links Willi Birk CEO von POINTtec (Marken JUNKERS, Zeppelin und Rosenthal) und rechts Alain Robert, alias Spiderman.

Mit Alain Robert möchte Zeppelin hoch hinaus, denn er hat bereits mehr als 70 Wolkenkratzer und Monumente in aller Welt erklommen, unter anderem den Eiffelturm, 1994 das Empire State Building in New York und am 25. Dezember 2004 in nur vier Stunden den 508 Meter hohen Wolkenkratzer Taipei 101.

Schließlich gilt es auch noch Rosenthal zu erwähnen. Diese Uhrenserie wird mit in der Rosenthal-Manufaktur handgefertigten Zifferblättern aus feinstem Porzellan ausgestattet.

 

Die Uhren aus der Serie „Rosenthal“ werden mit einer Ausnahme durchweg mit Quartzwerken bestückt. Auch bei dieser Modellreihe ist der Hersteller um ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis bemüht.

 

Nachdem wir zahlreiche nationale und internationale Hersteller auf der Baselworld besucht haben, suchen wir abschließend noch die österreichische Firma Buben & Zörweg auf, die sich auf die fachgerechte und sichere Aufbewahrung von Wertgegenständen aller Art spezialisiert hat. Darunter fallen selbstverständlich auch Uhren, aber auch Waffen oder z.B. teuerstes Porzellan.

Die von Buben & Zörweg hergestellten und vertriebenen Tresore entsprechen nicht nur höchsten Sicherheitsstandards, sondern zeichnen sich vorrangig dadurch aus, dass der Kunde großen Einfluss auf die optische und funktionale Gestaltung nehmen kann.

Die neue Bespoke Line ermöglicht eine große Auswahl an Farb- und Materialkombinationen, so dass sich zu nahezu jeder Umgebung oder Einrichtung das passende Design realisieren lässt.

Ein ganz besonders beeindruckendes Beispiel der von Buben & Zörweg perfekt beherrschten Sicherungs- und Aufbewahrungstechnik in aufwendigster Technik und Ausführung ist der „Private Museum“ genannte Tresor, der als solcher zunächst nicht zu erkennen ist. Speziell beschichtetes und aktiv verspiegeltes Sicherheitsglas verwehrt dem Betrachter zunächst jeglichen Einblick.

Erst wenn per Fingerprint und Knopfdruck die Verspiegelung inaktiv geschaltet wird, werden die im Tresor befindlichen Geheimnisse sichtbar.

Dahinter können sich Kunstgegenstände aller Art verbergen, aber natürlich auch integrierte und programmierbare Uhrenbeweger, welche sich auf das Aufzugsverhalten der aufzubewahrenden Uhren einstellen lassen.


Im Bild:
Uhrenbeweger mit programmierbarer Steuereinheit

Zur Entnahme der Uhren oder Kunstgegenstände lässt sich die mehrfach gesicherte Scheibe lautlos versenken. Aber selbst bei geöffneter Scheibe würde die Alarmanlage sofort jeden unbefugten Zugriff melden.

Damit die Qual der Wahl nach schönen Uhren für die zahlreich integrierten Uhrenbewegermodule nicht ausschließlich auf dem Gebiet von Fremdfabrikaten ausgetragen wird, hat Buben & Zörweg nun selbst eine Kollektion feiner Uhren aufgelegt, die neben einem Tourbillon sowie einem ewigen Kalender nun auch eine GMT-Variante umfasst.


Im Bild:
Buben & Zörweg, Modell „One“ Dual-Time

So bietet der Hersteller zu seinen verschiedenen Uhrenbewegern nun auch gleich die passenden Uhren an. Diese werden übrigens in Deutschland gefertigt.

 

Zusammenfassung und Bewertung:

Fassen wir zusammen und formulieren unsere Eindrücke vom Besuch einiger deutscher Marken. Dabei stellen wir uns die Frage, was diese ggfs. anders machen als Ihre Schweizer bzw. sonstigen internationalen Wettbewerber?

Die bereits beschriebene Krise in der Uhrenbranche macht auch um die deutschen Uhrenhersteller keinen allzu großen Bogen. Dennoch sind die Auswirkungen bei den meisten der besuchten deutschen Firmen weniger stark zu spüren.

Die Abhängigkeit von asiatischen und insbesondere chinesischem Kaufverhalten ist weniger stark ausgeprägt. Da ein erheblicher Teil der Wertschöpfung in Deutschland erbracht wird, wirkt sich der hohe Kurs des Schweizer Franken ebenfalls nicht in demselben Maß aus.

Zudem üben sich die deutschen Hersteller – bis auf wenige Ausnahmen – bei der Preisgestaltung in größerer Disziplin und können dem Kunden so leistungsstarke Modelle zu einem fairen Gegenwert anbieten.

Problematisch erscheint allenfalls die weiter steigende Vielfalt an Marken und Modellen. Alles was sich nicht rechnet, wird sich auch hier schwer tun. Das insgesamt bunte Angebot an neuen Modellen zeugt aber nach wie vor von großer Dynamik, wenngleich einzelne Hersteller nach starkem Wachstum durchaus nichts gegen eine sich abzeichnende Konsolidierung einzuwenden haben. Schließlich muss ein Unternehmen rasches Wachstum auch verkraften und in nachhaltige und effiziente Strukturen überführen.

Die Aussichten für die Deutschen Hersteller stehen also insgesamt nicht schlecht, wenngleich es eine Reihe von Risiken im Auge zu behalten gilt.

In Sachen Connected Watches tut sich bei den Deutschen Herstellern bislang eher wenig. Einzig SINN aus Frankfurt beschreitet mit seinem Dualen Bandsystem einen Weg der Koexistenz von Mechanik und Elektronik und tastet sich vor, ohne dabei gleich riskante Eigeninvestitionen in die neuen Technologien freigeben zu müssen.

Der Wettbewerbsdruck nimmt in 2016 auf jedem Fall weiter zu. Dem Endkunden und Uhrenliebhaber kann es nur recht sein.

 

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